Nachhaltigkeit im Unternehmen: 9 positive Nebeneffekte, die oft übersehen werden
1. Angestellte werden Ihr Unternehmen lieben – und zur kostenlosen Werbemaßnahme
„Spread the word!“ – diese Aufforderung wird ganz und gar unnötig
Denn jedes Mal, wenn jemand Ihren Angestellten fragen wird, wie es auf der Arbeit denn so läuft, wird dieser mit geschwellter Brust von dem Unternehmen schwärmen und von jedem zusätzlichen monetären Keks auf seinem Konto berichten. Ihr Mitarbeiter wird zu einem wirksamen Werbemedium, das Sie nicht einmal bezahlen müssen.
Kununu wird immer beliebter – somit wahrscheinlich auch Ihr Arbeitgeberprofil
Denn im März 2019 hatte Kununu bereits 2,66 Millionen deutsche Nutzer, Tendenz steigend. Man kann sich ausrechnen, dass pro Jahr etwa jeder dritte Deutsche einmal einen Arbeitgeber auf dieser Plattform beäugt und neugierig die vorhandenen Bewertungen prüft oder auch selbst mal eine Bewertung platziert. Ihre Angestellten werden sich dort ehrlich äußern und Andere wird dieser Kommentar inspirieren.
Sie haben noch keinen Account bei Kununu eröffnet?
Macht nichts. Sobald ein Bewerber, Mitarbeiter oder ehemaliger Mitarbeiter im Zuge einer Bewertung den Namen Ihres Unternehmens angibt, merkt sich Kununu Ihren Unternehmensnamen und legt darunter künftig alle Bewertungen zu Ihrem Unternehmen ab. Bei der Kununu-Suche nach Ihrem Unternehmen erscheinen dann die platzierten Bewertungen.
Sie können sich bei Kununu als Inhaber einer bereits vorhandenen Unternehmensseite registrieren oder, falls es noch keine gibt, eine neue erstellen, und sodann auch auf die Bewertungen reagieren.
2. Es trudeln weniger Krankmeldungen ein und die Dauer der Arbeitsunfähigkeit wird sich durchschnittlich verkürzen
Am stärksten ist dieser Effekt, wenn der Arbeitnehmer im Homeoffice arbeiten kann
Warum? Ein verstauchter Knöchel bewältigt zwar nicht den Weg zur Arbeit, aber er lässt sich gut im heimischen Arbeitsplatz auf dem Sessel positionieren. Und so schlecht die Nachtruhe auch war: Flexible Arbeitszeiten zahlen sich hier aus. Denn so steht einem Sekundenschlaf – natürlich bei pausierter Stechuhr – nichts mehr im Wege und befähigt den ermüdeten Arbeitnehmer wieder zu Höchstleistungen.
„Während der Arbeit“ schlafen? Ja, wo kommen wir denn da hin?!
Warum denn nicht, wenn man es schafft, seine Arbeit zu bewältigen oder die täglich vereinbarten Stunden zu füllen? Zu arbeiten bedeutet schließlich nicht, dass man sich mit Drogen (Koffein) konsequent durch den Tag retten muss, um immer auf dem Peak seiner Kräfte zu surfen. Nein, diesen Zeigefinger amputiere ich hiermit allen traditionell denkenden Chefs. Der Eine sticht aus, um eine Zigarette zu rauchen, der Andere nutzt die Pause eben für einen Schlüsselschlaf.
Als cleverer Arbeitgeber, der in der Lage ist, menschlich zu fühlen und logisch zu denken, wissen Sie, dass es sowohl dem Arbeitsergebnis, als auch dem Mitarbeiter zuträgt, wenn die Arbeit mit dem Privatleben vereinbar ist.
3. Angestellte leisten automatisch mehr
Wertschätzung, Vertrauen und gutes Benehmen machen den Unterschied
Es sind die Arbeitnehmer, die körperlichen und geistigen Einsatz erbringen. Doch dafür wird leider in viel zu vielen Unternehmen in Deutschland nur mittels einer Geldleistung gedankt. Das Menschliche am Arbeitgeber verkriecht sich irgendwo in einer Besenkammer unter der hinterletzten Dachschräge. Währenddessen ist der Arbeitgeber in der Fürsorgepflicht; er muss für gute Rahmenbedingungen sorgen. Das ist die Regel und die spiegelt sich in verschiedenen Gesetzen, z.B. dem Mutterschutzgesetz, wieder.
Außerdem: Wem Gutes getan wird, dem geht es auch gut. Sehr pauschal formuliert, aber einem Menschen, der sich beachtet fühlt, geht es zumindest schon mal besser als einem, den man konsequent ignoriert. Oder?
Stellen Sie sich einen Arbeitgeber vor, der seine Arbeitnehmer durch z.B. Anwesenheitspflicht und fixe Arbeitszeiten kontrolliert und obendrein noch mit einem starren Regelkatalog für seine Arbeitnehmer aufwartet. Warum wird er langfristig dazu beitragen, dass seine Arbeitskräfte keine eigenen Ideen mehr hervorbringen, dass sie aufhören selbstständig zu denken und „Dienst nach Vorschrift“ leisten (aber mehr auch nicht)?
Die Antwort ist simpel, da eine völlig natürliche Reaktion: Mit übertriebenen Kontrollmechanismen entmündigt er seine Arbeitnehmer.
4. Die Produktivität erhöht sich und die Arbeitsleistung wird steigen
Mindestens drei Mal lassen wir uns von der Schlummerfunktion aus dem Schlaf reißen. Wir wanken in die Küche: Schnell einen Kaffee, dabei der allminütliche Blick zur Uhr. Nun ab unter die Dusche. Und dabei immer diese wiederkehrenden Gedanken:
Was ziehe ich heute wieder an? Ist die Katze gefüttert? Halten die Pflanzen im Garten ohne Bewässerung durch bis heute Abend? Ist vielleicht noch etwas im Kühlschrank, das ich mir schnell einpacken und für die Mittagspause mitnehmen kann? Wenn ich mich jetzt beeile, erwische ich vielleicht noch den ersten Bus. Hm, Mist. Bus verpasst. Jetzt komme ich eine Stunde später an und komme heute Abend erst wieder so spät nach Hause. Aber vielleicht kann meine Frau ja die Kinder von der Kita holen?
Vorfreude macht sich breit und beim flinken Verlassen der Wohnung können wir uns ein Lächeln auf den Lippen nicht verkneifen. Was?! Bei Ihnen ist das nicht so?? Sie haben Recht: Sarkasmus steht mir nicht. Doch die Realität ist: Solche oder ähnliche Gedanken wie diese im letzten Absatz haben wir, die wir jeden Morgen das Haus verlassen, um zur Arbeit zu gelangen. Schon am frühen Morgen sitzen wir verbraucht und abgehetzt im Büro an unserem Arbeitsplatz.
Das war (und ist zum Großteil noch) der Alltag eines durchschnittlichen Büroangestellten. Manch Einer mag diesen Tagesablauf so mögen, ein Anderer wiederum nimmt diesen Zustand wortlos hin, wohingegen viele Beschäftigte von einem viel flexibleren Arbeitstag träumen. Viele Unternehmen versuchen, diesen Bedürfnissen des Arbeitnehmers nach mehreren Freiheiten nachzugehen und stellen dabei fest, welche positiven Energien sie dadurch zurückerhalten.
Ein alternatives Szenario für den Büroangestellten: mehr Freiheit durch ein personalisiertes Arbeitskonzept
Sich nach dem Aufstehen gemütlich ins Bad begeben und sich anschließend mit einem Kaffee ans Laptop setzen. Einstechen, wann immer man sich bereit dazu fühlt (oder wenn das tägliche, morgentliche Meeting ansteht). Ausstechen, wenn man kurz mal die bedröppelt dreinschauende Hortensie auf dem Balkontisch mit Wasser aufpäppeln möchte.
Den Kopf frei habend, empfänglich für neue Herausforderungen und startklar sitzen wir in unserem eigenen zu Hause (oder einem anderen Wohlfühl-Ort unserer Wahl) und gehen voller Enthusiasmus den Arbeitstag an.
Ist es nicht logisch, dass wir auf diese Weise noch mit gefüllten Energiereserven in den Arbeitstag starten und so viel mehr Engagement für unsere Aufgaben mitbringen können?
Es braucht nicht unbedingt die Erlaubnis, im Homeoffice arbeiten zu können, um einen Mitarbeiter glücklich zu stimmen. Es gibt unzählig viele Szenarien, die dem Arbeitgeber mehr Freiheiten einräumen und diese somit zu Höchstleistungen motivieren.
5. Talentierte Bewerber interessieren sich für Ihr Unternehmen
Die eine Stellenanzeige läuft nun schon seit zwei Wochen auf mehreren Portalen und bislang ist kein passender Bewerber in Sicht? Ein Bewerber war bereits zum Vorstellungsgespräch da und hat sich selbst anders entschieden?
Oder: Es melden sich auffallend viele Bewerber, die sich in der Not sehen, einfach irgendeinen Job zu finden: Arbeitslose oder Schulabgänger ohne Arbeitserfahrung in diesem Bereich. Es wirkt, als würde sich kein Mensch aus freien Stücken für diese tolle Position bewerben?
Ein selbstbewusster Bewerber (= einer der weiß, was er will, was er kann, und wonach er sucht), schaut sich den potentiell zukünftigen Arbeitgeber an, prüft die Online-Auftritte und wenn ihm etwas schleierhaft vorkommt, ihn ein ungutes Gefühl erschleicht, dann: NEXT.
Gerade talentiertes Personal ist schwer zu finden, weil sich diesem genügend Alternativen bieten
Unsere Gesellschaft unterliegt einem Wandel. Wir können uns vor lauter Angeboten kaum retten und müssen viele kluge Entscheidungen treffen. Nicht nur im Supermarkt haben wir die Wahl. Nein. Wir können wählen, wo wir wohnen, wo wir studieren, wo wir Urlaub machen, wie wir soziale Kontakte pflegen, wer unser Partner ist. Und somit suchen wir uns auch aus, wo wir arbeiten wollen und auf welche Art wir unser Einkommen finanzieren wollen.
Ja, ein Spezialist hat durchaus mehrere Optionen. Da muss der neue Arbeitgeber schon mindestens ein Alleinstellungsmerkmal besitzen, das nicht lautet: traditionelle Strukturen, Homeoffice-Verbot oder feste Arbeitszeiten.
Aufgrund des steten Wandels, der allen Lebensbereichen unterliegt, sucht der neue Mitarbeiter heutzutage auch verstärkt nach Sinnhaftigkeit in seiner Unternehmung und nach dem großen Nutzen darin für die Allgemeinheit.
Diese Fragen könnte sich somit ein Bewerber stellen
-Wieviel Prozent des Gewinnes spendet das Unternehmen an soziale Organisationen? (Sind es Prozent- oder eher Promilleangaben?)
-Was tut das Unternehmen für meine Work-Life-Balance? Bietet es z.B. einen Remote-Arbeitsplatz bei freier Zeiteinteilung an?
-Bezieht das Unternehmen Strom von einem reinen Ökostrom-Anbieter?
-Bezieht es Neuanschaffungen von nachhaltigen Anbietern?
-Bekomme ich ein vergünstigtes Abo bei einem Bike-Sharing Anbieter?
Und Zeit hat der Bewerber auch nicht. Also, was lässt sich über das Unternehmen innerhalb 3 Mausklicks herausfinden? Wie kann Ihr Unternehmen innerhalb von 5 Minuten überzeugen?
6. Es werden sich mehr Frauen bewerben
Auch wenn wir Frauen uns unseren männlichen Kollegen ebenbürtig fühlen, so ist es doch immer noch eine traurige Tatsache, dass es Ungleichbehandlungen innerhalb von Unternehmen gibt.
Den neuen Job annehmen oder nicht?
Stehen wir vor dieser Entscheidung, dann interessieren uns Frauen die folgenden Fragen:
Sind die Gehälter gleich? Gibt es vielleicht einen Tarifvertrag, der die Gehälter regelt und an den sich das Unternehmen tatsächlich hält? Wie ist das Geschlechterverhältnis im Unternehmen? Wer – m, w oder d – besetzt leitende Positionen?
Etwas schwieriger dagegen wird es, diese Fragen hier beantwortet zu bekommen:
Wie ist der Ton gegenüber Frauen im Unternehmen? Haben Frauen in diesem Unternehmen die gleichen Chancen wie Männer?
Gerade hier sollten Unternehmen auch nach außen hin deutlichere Zeichen setzen (und handeln).
Da uns Frauen wohl kaum im 45-minütigen Vorstellungsgespräch ein waschechtes Bild der Firmenkultur gespiegelt werden kann, vertrauen wir einmal mehr dem Leumund, der uns durch „unabhängige Tester(innen)“ zugetragen wird, zum Beispiel via Hörensagen und Arbeitgeberbewertungen (Stichwort Kununu).
7. Es werden Kosten eingespart
Nachhaltige Energielieferanten – Strom und Gas – sind meist günstiger und ganz genauso zuverlässig wie herkömmliche Anbieter. Aber auch recyceltes Papier und Verpackungsmaterialien sind erschwinglicher als ihre konventionellen Alternativen und können definitiv mit nicht-recyceltem Material mithalten.
Bei Dienstwägen lässt sich sowohl in der Anschaffung als auch in der Unterhaltung sehr viel Geld sparen. In puncto Dienstwagen kann man auch anführen, dass die Bedeutung des Wortes Prestige gerade dabei ist, sich zu ändern: Sexy ist nicht mehr, wer sich von dem teuersten Automodell there is von unten beheizen lässt, sondern wer – und das gilt auch für den Autohalter – umsichtig und vorausschauend handelt und sich die Alternativen jenseits des Tellerrands betrachtet: Gebrauchtwagen, kleinere Autos, E-Autos, Carsharing, Umstieg auf Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel etc.
Wer als Arbeitgeber außerdem Homeoffice anbietet und ein kluges Anwesenheitskonzept erarbeitet, der kann langfristig nicht nur die Miet- und Betriebskosten für die Räumlichkeiten vor Ort einsparen, sondern leistet einen weiteren Beitrag für die Umwelt: Die Mitarbeiter dürfen ihre Autos stehen lassen und entsprechend weniger Abgase entschwinden in die Atmosphäre.
Clevere Anschaffungen wie Laptops anstelle herkömmlicher Computer mit Bildschirmen sorgen dabei für die nötige Flexibilität.
8. Es wird mehr Umsatz generiert
Nachhaltigkeit wird auch für den Konsumenten immer relevanter
Dieser erwartet bereits, dass Anbieter von Dienstleistungen und Produkten sozial und ökologisch nachhaltig handeln. Bei zwei sich ähnelnden Produkten wird im Zweifel dasjenige gekauft, das aus nachhaltigem Hause stammt bzw. nachhaltig produziert wurde.
Kunden und Verbraucher kaufen lieber bei Unternehmen ein, die sich sozial und für die Umwelt engagieren
Oft wird im Marketing vom sogenannten DAU, dem Dümmsten Anzunehmenden User, ausgegangen. Dabei geht es lediglich um die Online-Präsenz mit all ihren Funktionen, die von allen Kunden – „so dumm sie auch sein mögen“ – leicht zu bedienen sein muss, damit sie die gewünschte Handlung auf der Website ausführen können. Das Marketing bildet hier selbstredend die einzige Ausnahme, in der so gedacht wird. In allen anderen Belangen gilt:
Kunden sind ganz und gar nicht „dumm“ und durchaus in der Lage, die firmeninternen Umsetzungen in Richtung Nachhaltigkeit bezüglich ihrer Qualität einzuschätzen. Sie werden sich fragen: Welche der angegebenen nachhaltigen Unternehmungen haben einen wirklichen Impact? Und welche sind nur zu PR-Zwecken umgesetzt worden?
Unternehmen gerade aus dem Mittelstand tun sich allerdings immer noch am schwersten bei der Umgestaltung von Prozessen und Strukturen zugunsten sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit. Hier sei nur gewarnt: Verpassen Sie Ihre Chance nicht und sichern Sie sich Ihren Wettbewerbsvorteil mit (sozialer und ökologischer) Nachhaltigkeit, Authentizität und Transparenz!
9. Stärkere Kooperationen und Partner
Sozialverantwortliche Arbeitgeber sind nicht nur bei ihren Bewerbern, Angestellten und Kunden beliebt, sondern auch bei allen anderen Stakeholdern, beispielsweise bei Geschäftspartnern und Lieferanten. All diese Organe bestehen aus denkenden und mitfühlenden Menschen, die selbst ja auch alltäglich die Funktion eines Kunden, eines Arbeitnehmers usw. einnehmen.
Auch können von außen Dinge wie die Arbeitsbedingungen und die Unternehmenskultur besser wahrgenommen werden als man meinen möchte.
Die Bindung zum Unternehmen erstarkt, wenn sich der Kooperationspartner mit dem Unternehmen identifizieren kann. Ein Arbeitnehmer oder Kooperationspartner ist in diesem Fall stärker motiviert, mehr Verantwortung zu übernehmen und das steigert wiederum die Leistungsfähigkeit des Unternehmens.
Fazit
Unterm Strich ist doch ein nachhaltiges Unternehmen eins, das mithält, ganzheitlich denkt und dabei Herz und Verstand einsetzt. Eins, das den Fortschritt nicht ignoriert. Ein solches Unternehmen ist eins, das bleibt.
Konstruktive Tipps zur Umsetzung sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen finden Sie in meinem nächsten Beitrag. Darin erfahren Sie, wie Sie Ihr Unternehmen ressourcenschonend und mitarbeiterfreundlich gestalten, sowie auch von außen als nachhaltig agierendes Unternehmen wahrgenommen werden.
Wie ist die Situation bei Ihnen? Ist Ihren Arbeitgebern bzw. Ihnen als Arbeitgeber das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit ein Begriff?
Welche Maßnahmen setzen Sie um, um sozial nachhaltiger zu werden?
Ich freue mich über jeden Kommentar!