Wir beziehen jetzt Strom von der Sonne! Unsere Erfahrung mit dem Balkonkraftwerk von Solarway & Envertech

Zugegeben: Wir haben lange hin und her überlegt, ob wir uns ein Balkonkraftwerk zulegen sollen, weil uns anfangs viele Dinge nicht sofort klar waren: Welche Leistung ist gesetzlich erlaubt? Ist unser Balkon darauf ausgelegt und groß genug? Dürfen wir als Mieter Solarpaneele an unserem Haus befestigen? Wie schaffen wir es, die Paneele und den Wechselrichter sicher und geschützt an- und unterzubringen? Müssen wir uns mit der Elektrizität auskennen oder brauchen wir dazu einen Fachmann?

Nachdem wir uns sämtliche Infos und Erlaubnisse beschafft hatten, haben wir schließlich ein 800-Watt starkes Balkonkraftwerk-Set aus zwei Solarpaneelen, einem Wechselrichter und einer Halterung gekauft. Diese Halterung haben wir außen leicht schräg am Balkon angebracht und zusätzlich gesichert. Und jetzt, nach circa zwei Monaten Einsatz und zwei gewaltigen Gewitterstürmen, können wir erfreut feststellen: Die Paneele halten, der Strom fließt.
Für alle, die nicht wissen, was ein Balkonkraftwerk ist, erkläre ich das mal eben kurz:

Was ist eigentlich ein Balkonkraftwerk? Und worauf kommt es an, wenn man sich selbst ein Stück Sonnenkraft nach Hause holen will?

Ein Balkonkraftwerk ist im Grunde eine kleine Photovoltaikanlage für zu Hause. Sie besteht üblicherweise aus ein oder zwei Solarpaneelen, die am Balkon, an der Hauswand oder dem Geländer montiert werden. Dazu gehört ein Wechselrichter, der den erzeugten Gleichstrom in für uns brauchbaren Wechselstrom umwandelt. Der Strom fließt dann direkt über eine gewöhnliche Steckdose ins Hausnetz. Dazu muss man nur den Wechselrichter per Stromkabel in eine Steckdose am Balkon stecken und der Strom wird in euer Hausnetz eingespeist. Das ist der ganze Zauber.

Die Leistung ist gesetzlich aktuell auf 800 Watt begrenzt, was aber erstaunlich viel bewirken kann. Viele Leute nutzen dafür Balkonflächen, die ohnehin ungenutzt bleiben würden. Bei uns hängen die beiden Module außen am Balkongeländer und stören daher nicht im geringsten. Im Gegenteil: Sie spenden den Pflanzen im Blumenkasten nebenan sogar ein wenig Schatten. Eine Solaranlage mit Zusatznutzen quasi. Und wer ganz oben im Mehrfamilienhaus wohnt oder einen freistehenden Balkon hat: Als Sonnenschutz von oben taugt so ein Panel-Set auch ziemlich gut.

Unsere Mini-PV-Anlage kommt aus dem Hause Solarway (unbezahlte Werbung)

Wir haben Solarpaneele, Wechselrichter und Halterung im Set bei Solarway gekauft. Die Paneele sind bifazial, also lichtdurchlässig und nehmen auch Licht von der Rückseite auf. Bis zu 30 Prozent mehr Leistung sind dadurch drin. Sie sind TÜV, CE, Intertek und ISO 9001 zertifiziert und mit 30 Jahren linearer Leistungsgarantie und 25 Jahren Herstellergarantie ausgestattet. Der Wechselrichter von Envertech bringt auch gute Gene mit: Er ist VDE-AR-N 4105 zertifiziert und hat 15 Jahre Herstellergarantie.

Warum ein Balkonkraftwerk für uns als Familie sinnvoll ist

Der Entschluss, Sonnenstrom selbst zu erzeugen, war bei uns eine Mischung aus Überzeugung und Neugier. Wir wollten unabhängiger vom Stromanbieter werden, unsere Energiekosten senken und unseren Alltag nachhaltiger gestalten. Es fühlt sich gut an, den eigenen Strom zu nutzen und es macht uns auch ein bisschen stolz, wenn wir den Zähler langsamer drehen sehen. Außerdem macht es süchtig, sich die Diagramme in der zugehörigen App anzusehen: Ich kann ganz genau nachvollziehen, zu welcher Uhrzeit an welchem Tag die Leistung am stärksten war und wieviel Leistung uns die Sonne jetzt gerade im Moment nach Hause bringt. Dementsprechend weiß ich, wann ich die Waschmaschine oder die Spülmaschine einschalten kann.

Unsere Kinder beobachten das Projekt auch schon ganz genau. Für sie ist es inzwischen selbstverständlich, dass Energie nicht einfach aus der Steckdose kommt. Sie wissen jetzt, dass die Sonne unseren Kühlschrank mit Strom versorgt, wenn sie scheint. Ein besseres Umweltbewusstsein können wir ihnen kaum mitgeben.

So nutzen wir den Strom effizient – ohne Akku

Da unser Balkonkraftwerk keinen Speicher hat, ist es wichtig, den selbst erzeugten Strom auch dann zu verbrauchen, wenn er anfällt. Und weil unser Balkon nach Westen zeigt, beziehen wir die meiste Leistung eher am Nachmittag. Das lässt sich wunderbar in der App EnverView beobachten! Auf dem Screenshot aus der App lässt sich auch ziemlich gut sehen, wie schon am frühen Morgen, sobald die Sonne aufgeht, erste Energie eingespeist wird.

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Ist ein Balkonkraftwerk wirklich nachhaltig?

Natürlich fragen wir uns, wie nachhaltig so ein Balkonkraftwerk tatsächlich ist. Die Antwort ist wie so oft: Es kommt darauf an. Ein wichtiges Kriterium ist die Herstellung der Module. Viele günstige Systeme werden in Asien produziert, unter Bedingungen, die nicht immer transparent sind.

Auch unser Anbieter, die Solarway GmbH, vertreibt Paneele, die vermutlich in China gefertigt wurden. Zwar ist das Unternehmen selbst deutsch, ebenso wie der Wechselrichter-Hersteller Envertech, aber die Lieferketten bleiben schwer nachvollziehbar. Ein echtes Nachhaltigkeitsurteil ist da nicht leicht zu fällen.

Dennoch: Die CO2-Bilanz eines Balkonkraftwerks rechnet sich nach wenigen Jahren Betrieb, selbst wenn es in Fernost gefertigt wurde. Die Lebensdauer der Module beträgt durchschnittlich 20 Jahre und mehr. Wer allerdings konsequent auf faire Produktionsbedingungen achten will, muss tiefer in die Tasche greifen und genau das bringt uns zum nächsten Punkt.

Nachhaltige Anbieter und Labels – worauf achten?

Wie wir jetzt wissen gibt es einige Siegel, die beim Kauf eines Balkonkraftwerks Orientierung geben können. Hier die wichtigsten:

  1. TÜV Rheinland oder TÜV Süd – Diese Prüfsiegel stehen nicht nur für Sicherheit und technische Zuverlässigkeit, sondern bescheinigen oft auch eine gewisse Lebensdauer und Qualität der Module. Achte auf Zertifizierungen nach IEC-Normen wie IEC 61215 und IEC 61730.
  2. CE – Das CE-Zeichen ist verpflichtend und zeigt, dass das Produkt den grundlegenden Anforderungen der EU entspricht.
  3. Intertek – Ein weiteres internationales Prüfinstitut, das neben Sicherheits- und Qualitätsstandards auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen kann.
  4. SGS-Zertifizierung (ISO 14001 oder ISO 9001) – Diese Normen sagen etwas über Umweltmanagement (ISO 14001) und Qualitätsmanagement (ISO 9001) in der Produktion aus.
  5. PV Cycle – Ein freiwilliges Rücknahmesystem für Solarmodule in Europa. Wenn ein Hersteller Mitglied bei PV Cycle ist, verpflichtet er sich zur umweltgerechten Entsorgung und zum Recycling der Module.
  6. Made in EU – Kein Label im klassischen Sinne, aber ein Hinweis darauf, dass Produktion und Montage unter europäischen Umwelt- und Sozialstandards erfolgen. Zwar oft teurer, aber meist transparenter.

Einige Labels wie „Blauer Engel“ oder „Cradle to Cradle“ werden bei Solaranlagen aktuell kaum oder gar nicht vergeben. Wichtig ist deshalb: Wenn Nachhaltigkeit im Fokus stehen soll, lohnt es sich, direkt beim Anbieter nachzufragen, wo und unter welchen Bedingungen produziert wird.

Nachhaltigkeit hat leider noch immer ihren Preis

Bei unserer Recherche nach einem wirklich nachhaltig produzierten und günstigen Balkonkraftwerk sind wir schnell an Grenzen gestoßen. Zwar gibt es einzelne Hersteller in Deutschland, die nach eigenen Angaben vollständig hierzulande produzieren. Das bedeutet, die Lieferketten sind kurz und die Paneele werden aus europäischen Materialien unter Beachtung hoher Umweltstandards gefertigt. Doch diese Systeme sind in der Regel deutlich teurer als chinesische Importware. Der Aufpreis ist nachvollziehbar, aber für viele Menschen schlicht nicht bezahlbar. Das ist ein Dilemma, denn gerade die Energiewende sollte möglichst viele Menschen mitnehmen und nicht nur diejenigen, die sich ein hochwertiges Modul aus deutscher Fertigung leisten können.

Ein besonders interessantes Beispiel ist das Hamburger Start-up 1KOMMA5°, das mit einem klaren Fokus auf Klimaschutz und Innovation gestartet ist. Wenn ich richtig recherchiert habe, dann plant das Unternehmen, ab 2024 eine eigene Solarmodulproduktion in Ostdeutschland aufzubauen. Ich werde verfolgen, was aus diesen Plänen wird, angesichts der hohen Energiepreise und der internationalen Konkurrenz. Aktuell jedenfalls lässt 1KOMMA5° seine Module in China fertigen, allerdings stammt das besonders energieintensiv hergestellte Polysilizium weiterhin aus Deutschland, genauer gesagt von der Firma Wacker Chemie. So versucht man, zumindest einen Teil der Wertschöpfung in Europa zu halten und soziale sowie ökologische Mindeststandards einzuhalten.

Diese Entwicklung zeigt leider, wie herausfordernd es ist, nachhaltige Produktion und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit unter einen Hut zu bringen. Nachhaltigkeit hat ihren Preis und in der derzeitigen Marktlage ist es oft der niedrigere Preis, der gewinnt. Für uns ist das ein kritischer Punkt. Wir wünschen uns, dass es in Zukunft bessere politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen gibt, die eine wirklich nachhaltige, lokale Produktion fördern, damit grüner Strom nicht nur grün scheint, sondern es auch bis zur Quelle bleibt!

Manchmal gibt es ein bisschen Geld zurück: Fördermöglichkeiten für Balkonkraftwerke am Beispiel der Stadt Würzburg

Immer wieder gibt es Förderprogramme von Städten oder Landkreisen. Die Stadt Würzburg zum Beispiel fördert seit dem 1. April 2025 wieder sogenannte Micro-PV-Anlagen, also Balkonkraftwerke, mit einem Zuschuss von bis zu 200 Euro. Förderberechtigt sind sowohl Mieter:innen als auch Eigentümer:innen von Etagenwohnungen im Stadtgebiet Würzburg. Voraussetzung ist, dass die Anlage fachgerecht angeschlossen und für mindestens drei Jahre betrieben wird. Wichtig ist zudem, dass die Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert ist. Eine Anmeldung beim Netzbetreiber oder den Stadtwerken Würzburg ist hingegen nicht erforderlich.

Mieter:innen müssen eine schriftliche Einverständniserklärung ihrer Vermieterin oder ihres Vermieters einreichen. Wer in einer Eigentümergemeinschaft wohnt, braucht einen Protokollauszug der Eigentümerversammlung mit der Zustimmung zur Installation. Nach der Inbetriebnahme müssen ein Foto der installierten Anlage, die Rechnung, der Registrierungsnachweis und – falls nötig – die entsprechenden Zustimmungen als Verwendungsnachweise eingereicht werden. Auf der Website der Stadt Würzburg findest du alle Infos zur Förderung von Balkonkraftwerken in Würzburg.

Klingt machbar, oder?

Eine pauschale Ablehnung durch Vermietende reicht seit Herbst 2024 übrigens nicht mehr aus, um die Anbringung eines Balkonkraftwerks zu verhindern.

Die Tücken bei der Anbringung des Balkonkraftwerks

Die Montage ist nichts, was man mal eben schnell selbst erledigt. Jeder Balkon ist anders. Unsere Installation erforderte einiges an Planung, ein paar Werkzeuge und vor allem Kreativität. Die Module mussten sicher befestigt werden, der Wechselrichter wettergeschützt untergebracht werden und die Verkabelung unauffällig verlaufen.

Wer zwei linke Hände hat oder zur Miete wohnt, sollte sich vorher gut informieren, ob und wie eine Installation erlaubt ist. In unserem Fall war es mit etwas handwerklichem Geschick und Rücksprache mit der Hausverwaltung machbar.

Schattenseiten der Sonnenkraft

So begeistert wir auch sind, ist uns klar, dass nicht jede Familie die Möglichkeit hat, sich ein Balkonkraftwerk anzuschaffen. Die Anschaffungskosten liegen bei mehreren hundert Euro. Wer ein wirklich nachhaltiges Modell mit deutscher Fertigung und transparenten Lieferketten möchte, zahlt oft deutlich mehr.

Damit bleibt Sonnenstrom für viele noch ein Luxusgut, und das finden wir schade. Denn wenn die Energiewende gelingen soll, muss sie für alle bezahlbar sein. Es bleibt wie gesagt zu hoffen, dass Politik und Wirtschaft dafür künftig bessere Rahmenbedingungen schaffen.

Unser Fazit

Ein Balkonkraftwerk ist für uns mehr als nur eine Stromquelle. Es ist ein Schritt in Richtung Selbstbestimmung, ein Bildungsprojekt für unsere Kinder und ein Symbol dafür, dass auch kleine Veränderungen im Alltag eine große Wirkung entfalten können.

Natürlich ist nicht alles perfekt. Die Produktionsketten sind schwer durchschaubar, wirklich nachhaltige Lösungen oft teuer und die Installation nicht ganz ohne. Aber: Der erste Schritt ist gemacht, die Sonne scheint und unser Balkon arbeitet still und zuverlässig mit.

Und jetzt seid ihr dran:

  • Habt ihr auch schon ein Balkonkraftwerk installiert oder überlegt ihr noch?
  • Was wäre für euch der größte Hinderungsgrund?
  • Worauf würdet ihr beim Kauf besonders achten?
  • Welche Erfahrungen habt ihr mit Förderungen gemacht?
  • Und ganz wichtig: Wie nutzt ihr den erzeugten Strom am liebsten?

Ich bin gespannt auf eure Kommentare!

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