Fleisch reist nicht nachhaltig

Schön, dass du es bis hierher geschafft hast und für dieses sensible Thema offen bist! Viele Menschen bringen Umweltschutz leider nicht mit der Ernährung in Zusammenhang, dabei spielt unsere Ernährungsweise gerade in globalisierten Zeiten eine immens wichtige Rolle und könnte laut Studien einen beachtlichen Beitrag gegen den Klimawandel leisten!

Das Problem ist erst einmal das Fleisch. Ich möchte niemandem den Fleischkonsum schlechtreden, aber ich finde, dass jeder ein Recht darauf hat, zu erfahren, wie das Fleisch auf seinen Teller kommt und was der gesamte Prozess sowohl für das Tier, als auch für die Umwelt bedeutet.

Darbietung einer verzerrten Realität durch die Medien / Verheimlichen der „ugly details“ in der Werbung

Werbung sorgt für ein verzerrtes Bild der Lebensmittelindustrie, dabei ist diese Haupt-CO2-Verursacher. Sofort-Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Alltag: CO2 einsparen, Vegan oder vegetarisch essen, auf Fleisch aus Massentierhaltung verzichten und Bio Lebensmittel regional einkaufen.

Ich arbeite im Marketing und kenne daher die Tricks, die Stories, die man zusammen mit dem Produkt verkauft. So verbindet der Verbraucher, der abends um 17:30 Uhr vor dem Fernseher sitzt und mit TV-Werbung beglückt wird, mit einem Stück Leberwurst ein Bild einer überglücklichen Familie, die bei Sonnenschein im grünen Gras, neben freilaufenden Stallbewohnern, ihre Brotzeit zu sich nimmt. Friede, Freude, Eierkuchen.
Würde der Wurstproduzent in dem Werbespot die Realität abbilden, dann hätte dieser Fleischkonzern wohl keine große Zukunft. Aber das nur am Rande.

Das Problem Nummer 1, weshalb der Fleischkonsum so schädlich für die Umwelt ist: Die Globalisierung!

Es beginnt beim Futtermittel, das für die Tiere am anderen Ende der Welt angebaut wird: In Südamerika werden Wälder gerodet, damit gentechnisch verändertes Soja angebaut werden kann. Mineraldünger und chemische Pestizide wie Glyphosat kommen dabei zum Einsatz. Die Schweine, die am Ende das Fleisch liefern, welches wir wiederum essen, bekommen dieses Gen-Soja schließlich verfüttert. Einige Millionen Tonnen werden jährlich von diesem Futtermittel nach Deutschland in die Mästereien verschifft, in denen sich die Tiere nicht mal um ihre eigene Achse drehen können.

Die Reise des Fleischs: Ein Quer-durchs-Land-Ticket für 200 Passagiere, bitte!

Zum Schlachten werden die Tiere auf einem Transporter teilweise Tausende von Kilometern weit zu ihrem Schlachthof gefahren und was von ihnen übrig ist, wird geschlachtet und zu Fleisch weiterverarbeitet.

Weil wir nicht viel Geld für Fleisch und Wurst ausgeben wollen, müssen die Fleischproduzenten kreativ werden und ihr Fleisch dort verarbeiten, wo es wenig Geld kostet. Dafür werden wiederum lange Transportwege in Kauf genommen, was sich wiederum schlecht auf die Umwelt und das Klima auswirkt. Aber da ist die Reise des Fleischs noch nicht vorbei: Via gekühltem (und dadurch extrem energieaufwändigem) Transport gelangt das verarbeitete Fleisch in Verteilerzentren und von da aus in die Supermärkte. Wir wiederum bewegen dann oft noch unser Auto, weil da natürlich am meisten hineinpasst.

Und was ist mit den Exkrementen der Tiere? Diese gehen in unser Grundwasser über und stellen ein ernsthaftes Problem dar.

Soja macht aus Vegetariern und Veganern Umweltsünder?

Nein, Vegetarier und Veganer sind weder Umweltsünder, noch für die Abholzung des Regenwalds verantwortlich. Denn: Etwa 80% des angebauten Sojas wird zu Tierfutter verarbeitet.

Fazit: Soja lieber selbst essen anstatt an Tiere zu verfüttern!

Die Sojaprodukte, die wir hierzulande essen, werden überwiegend in Deutschland angebaut. Um wirklich sicher zu gehen, wählt man einen deutschen Hersteller.

In aller Kürze: Warum ist Fleischkonsum schädlich für unsere Umwelt?

  • Energie-/und wasserzehrender Futtermittelanbau: In einem Kilogramm Fleisch stecken etwa 15 kg Tierfutter. Auf einer Fläche, auf der 4 kg Rindfleisch erzeugt werden kann, könnte 100 kg pflanzliche Nahrung wachsen. Mit dem Anbau von pflanzlichen Nahrungsmitteln könnte man folglich viel mehr Menschen ernähren als mit Rindfleisch.
  • Weiter, ja sogar teilweise interkontinentaler Transport allein der Futtermittel
  • Verdauungsprozess der Tiere setzt hauptsächlich das klimawirksame Gas Methan frei
  • Fäkalien der Tiere werden als Wirtschaftsdünger auf den Feldern genutzt und sind für die Freisetzung von Lachgas und Stickoxide verantwortlich
  • Teils tagelanger Transport der Tiere zum Schlachthof (obwohl man mit 200 Kälbern pro Transporter schon sehr wirtschaftlich gedacht hat)
  • Aufwändige Weiterverarbeitung zu Fleisch und Wurst
  • Transport der Erzeugnisse in die Supermärkte und von dort aus nach Hause

Der Milchkonsum macht sich aus ähnlichen Gründen leider auch auf unserem CO2-Konto bemerkbar.

Der Fleischkonsum ist auch nicht sozial nachhaltig

Wirklich fair ist Fleischkonsum auch nicht: Dort, wo Viehnahrung günstig angebaut wird, kann man es sich in der Regel kaum leisten, das Endprodukt – Fleisch – zu erwerben und somit zu essen. Folglich können sich nur diejenigen Nationen Fleisch leisten, in denen Wohlstand herrscht. Daraus resultiert eine ungerechte Verteilung von Ressourcen und Lebensmitteln und wir leisten einen Beitrag dazu, den Welthunger und Armut in sowieso schon armen Ländern zu fördern.

Verheerend schlechte Klimabilanz für Fleisch und Milch von Rindern

Lasst uns mal einen Vergleich anstellen, um die Größenordnung der CO2-Emission durch Fleisch, Milch und Gemüse besser einfassen zu können:

  • 1 Kilogramm Rindfleisch –> setzt bis zu 28 kg CO2 frei.
  • 1 Kilogramm Butter –> setzt 23,7 kg CO2 frei.
  • 1 Kilogramm Käse –> setzt 8,5 kg CO2 frei.
  • ABER: 1 Kilogramm Kartoffeln –> setzt 0,2 kg CO2 frei.

Daraus können wir ableiten: Milchprodukte und Rindfleisch schlagen auf unserer Treibhausgas-Bilanz leider dick zu Buche. Warum? Rinder setzen bei ihrer Verdauung Methan frei. Dieses Gas ist sage und schreibe 25x schädlicher als Kohlendioxid!

Somit ist es Fakt, dass der Treibhausgasausstoß von Fleischessern fast doppelt so hoch ist wie der von Veganern. Möchtest du also am Ernährungsrädchen drehen, um der Umwelt Gutes zu tun, dann ist das Reduzieren von Fleisch und Milch in deiner Nahrung ein guter Weg.

Ausblick in die Zukunft: Mit Verzicht auf Fleisch gegen die Klimaerwärmung?

Nicht unwesentlich an der globalen Erwärmung beteiligt ist der Konsum von Tierprodukten, allen voran das Fleisch. Gemäß dem WWF macht Fleisch zwar nur 9 Prozent unserer gesamten Ernährung aus, aber es verursacht 43 Prozent der Treibhausgas-Emissionen, die im Zusammenhang mit unserer Ernährung stehen.

Ein Ausblick in die Zukunft: Laut Greenpeace ist es möglich, die globale Erderwärmung auf 1,5 oder 2 Grad Celsius bis 2050 zu begrenzen, wenn jeder Erdenbürger seinen Fleischkonsum von nun an bis 2030 halbiert und diesen sodann erneut halbiert. Man bedenke, dass sich bis 2050 die Erdbevölkerung verdoppelt haben wird: Zehn Milliarden Menschen werden bis dahin auf der Erde leben (und sich u.a. von Fleisch ernähren); aktuell muss Mutter Erde immerhin 7,8 Mrd. Menschen mit ihren Ressourcen versorgen.

Folglich der einzige Tipp in diesem Beitrag, den ich geben kann: Den Konsum tierischer Produkte reduzieren oder direkt Veganer werden. 

Danke, dass du den Artikel bis hierhin gelesen hast. Mein Ziel war es nicht, zu urteilen, sondern einfach mal darüber aufzuklären, wie schädlich der Fleischkonsum für die Umwelt ist. Man hört schließlich nicht viel im Schulunterricht davon und die Werbemedien, die uns rund um die Uhr in Form von Radio- und TV-Werbung, in Handy-Apps oder am PC erreichen, geben nicht die Realität wieder und beeinflussen uns leider, ohne dass wir das bemerken. Auf einer solchen Basis kann man leider keine vernünftigen Entscheidungen treffen.

Wenn du auch der Meinung bist, dass wir viel zu viel Essen wegwerfen, dann lies diesen inspirierenden Artikel über Food Waste und was du wirklich dagegen tun kannst!

Und jetzt zu dir: Wie ernährst du dich? Verzichtest du der Umwelt zuliebe auf Fleisch? Oder hast schon damit begonnen, den Fleischkonsum zu reduzieren? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!

Quellen: alle abgerufen am 13.04.2021
https://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/keine-geschmackssache
https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas

One Comment

  1. Linus 16/07/2022 at 7:46 - Reply

    Ein toller Beitrag. Herzlichen Dank für die Impulse.

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