Mit Baby nach Frankreich reisen – Reisebericht, Tipps und Packliste

Die Elternzeit ist eine einmalige Zeit, die nie wieder kommt und richtig genutzt werden will: Viele Familien veranstalten eine Besuchsmarathon und beglücken Freunde und Verwandtschaft, um den neuen Erdenbürger vorzustellen. Und viele andere Familien freuen sich über einen gemeinsamen Aufenthalt im Ausland: Urlaub, aber verlängert! So auch wir.

Hier schreibe ich darüber, was unsere Gedanken bei der Reiseplanung mit Baby waren, womit wir schließlich unsere Koffer gefüllt haben, was wir unterwegs erlebt haben und welche Dienste und Websites uns bei der Reiseplanung sehr geholfen haben.

Wie finde ich das perfekte Reiseziel mit Baby?

Im Vorfeld der Reise haben wir uns natürlich viele Gedanken gemacht. Wir waren uns lange nicht sicher, wo wir genau zum Urlaub machen hinfahren wollten. Diese Fragen haben uns bei der Planung geholfen:

  • Mit welchem Verkehrsmittel bewegen wir uns fort?
  • Wie lange können wir unserem Kind zumuten, mit uns in einem Verkehrsmittel zu sitzen?
  • Wird unserem Kind auf langen Fahrten schlecht?
  • Sind die Unterkünfte babysicher?
  • Wie babyfreundlich ist das angedachte Reiseland?
  • Was kann man mit Baby vor Ort unternehmen?
  • Was wird unser Baby dort essen?
  • Gibt es besondere Gefahren, die einem Baby dort lauern?
  • Welche Ausrüstung brauchen wir für unser Baby im Urlaub?

Die Entscheidung fällt uns leicht: Wir fahren nach Frankreich!

Wer mich kennt, der weiß: Carina ist frankophil. Sogar der Name ihres Kindes ist von einem Lied mit französischem Text inspiriert. Für mich stand somit seit der Schwangerschaft fest: Belle France, wir kommen! Aber Frankreich ist groß und nun lag es an uns Eltern, die Reise so zu gestalten, dass sie auch unserer Tochter gefiel. Vier Wochen unserer gemeinsamen Elternzeit wollten wir reisend die wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft Frankreichs so gut es ging erwandern. Unseren genauen Reiseverlauf habe ich weiter unten zusammengefasst.

Übrigens: Unser Kind heißt Ella. Na, welches Lied meine ich wohl?! Auflösung weiter unten ;-)

Und wohin genau wollten wir in Frankreich reisen? Und welche Regionen besuchen?

Von Auslandssemestern, Urlauben und einem Schüleraustausch kannte ich bereits viele Regionen Frankreichs. Schön ist es „leider“ überall. Deshalb wollte ich unbedingt den Norden und den Westen, also auf jeden Fall die Bretagne und die Normandie, aber auch die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur in unsere Reise integrieren. Also begann ich mit der Planung einer Rundreise, die uns gegen den Uhrzeigersinn rings um Frankreich führen sollte.

Irgendwann wurde mir aber klar: Wir müssten alle drei Tage weiterziehen, wenn wir alles entdecken wollten, was ich uns auf die Liste geschrieben hatte.
Doch, Moment mal: Wollten wir wirklich alle drei Tage unseren Wohnort wechseln, nur um alle natürlichen Sehenswürdigkeiten „mitzunehmen“? Nein. Auf keinen Fall! Die Hauptperson der Reise war ein zwölf Monate altes Baby. Unserem Kind sollte es schließlich auch gefallen!

Da wir auch wenig Erfahrung damit hatten, wie unsere Tochter lange Fahrten verkraften würde, haben wir beschlossen, uns auf eine einzige Region in Frankreich zu konzentrieren: die wunderschöne Provence-Alpes-Côte d’Azur (kurz: PACA)!

Die Entscheidung haben wir übrigens auch nicht bereut: Hallo, Entschleunigung!

Was ist die beste Reisezeit für den Urlaub in Südfrankreich mit Baby?

Ja, diese Frage hat mich auch lange beschäftigt. Wir wollten im Sommer verreisen, aber eben ohne einer unerträglichen Hitze ausgesetzt zu sein. Wir haben uns für den September entschieden und waren mit dieser Entscheidung mehr als glücklich. Die Lufttemperatur war immer noch sehr sommerlich bis heiß und das Wetter stabil. Der September ist im Regelfall bei warmen Lufttemperaturen immer noch sehr angenehm und es heißt, dass auch das Wasser bis zum Einsetzen des Mistrals noch angenehm warm ist. Was der Mistral ist? Das ist der kalte, starke Wind, der von Norden aus den Bergen in Richtung Süden bis zum Meer hinabbläst. Er sorgt für einen glasklaren Himmel und somit für gute Fernsicht, ist allerdings recht kühl und lässt die Waldbrandgefahr steigen. Einige Naturschutzgebiete sind dann unter Umständen für ein paar Tage geschlossen – z. B. die Calanques zwischen Cassis und Marseille, wie wir feststellen mussten.

Ein Tipp: Wer eine Wetterprognose erhalten möchte, und zwar für einen Zeitraum, der ferner als zwei Wochen in der Zukunft liegt, der schaut bei meteo.fr.

Mit welchem Verkehrsmittel mit Baby nach Frankreich reisen?

Der erste Gedanke war: Wir wollten flexibel sein, da wir nicht genau wussten, wieviel Action wir unserer Tochter zumuten konnten. Aber genauso wollten wir Tagesausflüge machen und die wunderschönen, einzigartigen Landschaften Frankreichs zu Fuß entdecken. Deshalb war für uns klar: Vor Ort brauchen wir ein Verkehrsmittel, das uns permanent zur Verfügung steht, und uns auch an entlegene Orte bringt. Ohne nun das Bahnnetz Frankreichs allzu gut zu kennen, fürchtete ich mich davor, lange Strecken mit Baby in der Bahn zu fahren:

Es gibt diese bewundernswerten Eltern (oder sogar nur Elternteile!), die selbst lange Zugstrecken in überfüllten Zügen mit ihren Babys zurücklegen und zusätzlich zum Baby (und teils weiteren Kindern) noch ihr Gepäck im Griff haben. Was man dazu braucht? Gelassenheit, Geduld, vielleicht eine Tasse Kaffee hier und da, aber vor allem: eine dicke Haut. Schließlich ist man nicht alleine an Bord und muss dem ein oder anderen genervten Blick eines Businessreisenden standhalten, der sich am Laptop konzentrieren will. Als jahrelange Bahnreisende kannte ich die Schwierigkeiten der Bahnreise nur zu gut und da wir ja angesichts der Aufenthaltsdauer etwas mehr Gepäck gebraucht haben, entschloss ich mich deshalb für eine Reise mit dem eigenen Fahrzeug.

Welche Unterkunft für den Frankreich-Urlaub mit Baby: Wohnmobil/ Wohnwagen oder Ferienwohnung(en)?

Die Vorteile beim Reisen mit einem Wohnanhänger/Wohnmobil in Frankreich

Die Vorteile eines Wohnmobils oder Wohnanhängers haben sich im Lauf unserer Reise herauskristallisiert: Von Ort zu Ort zu reisen ist nicht mit stundenlangem Packen und Putzen verbunden. Man sichert die mobilen Teile im Wohnwagen und fährt einfach los. Diese Flexibilität genossen wir nicht, zumindest nicht an den Tagen der Ab- bzw. Weiterreise:

Wir hatten auf unserer Reise mit unserem Auto vier verschiedene Unterkünfte – je eine pro Woche – und mussten somit fünfmal Packen und jede Unterkunft für die Übergabe reinigen. Hat man aber ein Baby oder Kleinkind dabei, das ständig beaufsichtigt und beschäftigt werden will, kann immer nur ein Elternteil packen und (nach den Vorstellungen des Vermieters) putzen und den Müll in den örtlichen Müllcontainern („Wo sind die eigentlich?“) entsorgen. Somit war jeder „Bettenwechsel“ für uns kräftezehrend. Dann muss man sich die Frage stellen, wieviel Zeit zwischen dem Check-out bei der „alten“ Ferienwohnung und dem Check-in bei der nächsten Ferienwohnung vergeht und wie man die Zeit gegebenenfalls überbrücken kann, wenn die Anfahrt nicht so lange dauern sollte. Aber zugegebenermaßen wollten wir nach der anstrengenden Putzaktion vor dem Check-out auf schnellstem Wege in die nächste Wohnung ziehen, um uns ausruhen zu können – was nicht immer möglich war! Noch ein Pluspunkt fürs Wohnmobil: In Frankreich darf man sein Wohnmobil zum Übernachten legalerweise auch auf jeden öffentlichen Parkplatz stellen.

Die Nachteile beim Reisen mit dem Wohnanhänger/Wohnmobil in Frankreich

Die schmalen Gassen der südfranzösischen Altstädte lassen sich damit nicht befahren, der Spritverbrauch ist höher und man entscheidet sich im Zweifel gegen einen Ausflug, weil man nicht ständig die Zelte abbrechen will. Die Kombination aus Auto und Wohnanhänger macht einen deutlich mobiler und würde ich dem Wohnmobil bevorzugen. Aber egal ob Wohnmobil oder Wohnanhänger: Im Sommer kann es in Frankreich noch heißer werden als in Deutschland. Auch im September ist es in der Provence noch kuschelig warm. Man muss sich daher gut überlegen, ob man zusammen mit dem Baby die Hitze in einem Camper aushalten will. In unseren Ferienunterkünften war es für uns drei gut auszuhalten und nicht zu warm.

Warum wir uns für den Aufenthalt in einer Ferienwohnung entschieden haben

  1. Ein tägliches „Bonjour, ça va ?“ ließ sich keiner unserer Vermieter nehmen. Man kommt schnell in Kontakt zu Einheimischen und erhält neben heißen Tipps für Erkundungstrips auch das eine oder andere Frühstücksei von den hauseigenen Hühnern.
  2. Die Fremdsprachenkenntnisse werden wiederbelebt: Wir hatten zum Teil urkomische Situationen und Gespräche mit unseren Gastgebern, die ich nicht missen möchte. Bei Michel und Nadine, einem sehr herzlichen, bemühten Gastgeberpärchen älteren Semesters, fragten wir vor unserer Anreise nach, ob sie unsere Umweltplakette fürs Auto postalisch entgegennehmen würden. Mit der Online-Bestellung der Crit‘Air-Vignette waren wir nämlich spät dran und entsprechend nicht sicher, ob der Versand nach Deutschland nicht zu lange dauern würde. Also durften wir die Plakette nach Sillans-la-Cascade schicken. Bei unserer Abreise in Sillans-la-Cascade hakten wir nach, ob die Plakette eigentlich angekommen sei – tat sie nicht. Oder doch? Das war doch nicht die Plakette, die uns der Staat vor Kurzem zugeschickt hat? Also sahen wir zu viert nach, welcher Zettel da in der Windschutzscheibe im Renault unserer Vermieter pappte – et voilà : eine französische Crit’Air-Vignette versehen mit unserem deutschem Kennzeichen. „So habt ihr jetzt etwas, das ihr in Deutschland erzählen könnt“, meinte Nadine und machte mir den Abschied noch ein wenig schwerer. Danke für diese lustige Unterhaltung und die Herzlichkeit!
  3. Man bewohnt Häuser und Wohnungen im Stil der Region, wenn man das möchte, und bekommt hautnah mit, wie die „Locals“ leben.
  4. Schlechtwetter kann uns nichts anhaben.

Welche Ausrüstung für einen Urlaub mit Baby in Südfrankreich? Eine kleine Packliste:

Diese Frage lässt am besten kurz vor Reiseantritt beantworten, da man weit im Vorfeld vielleicht noch nicht so gut einschätzen kann, welche Fähigkeiten sich das Kind bis zur Reise angeeignet haben wird. Kann es bis dahin sitzend essen, krabbeln oder laufen? Schläft es im elterlichen Bett oder in einem Babybett? Da wir unsere Unterkünfte schon ein paar Monate im Voraus gebucht haben, mussten / wollten wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sein:

Unsere Ferienwohnungen waren babyfreundlich ausgestattet, hatten fast alle einen Hochstuhl, eine Waschmaschine, ein Babybett und ein großes (an die Wand verschiebbares) elterliches Bett, in das wir alle drei hineinpassen würden.

Hier findest du eine Packliste:

Kinderwagen, der gleichsam fürs Gelände und für die Stadt geeignet ist. Ihn haben wir nur bei Stadtbesuchen benutzt.
360-Grad-Babytrage: Hatten wir geplant zu wandern oder wussten wir nicht zu 100 Prozent über die Untergrundbegebenheiten Bescheid (z.B. durch Komoot-App), haben wir uns immer für die Babytrage und gegen den Kinderwagen entschieden – und das war goldrichtig.
Sonnenschirm oder großer, dunkler Regenschirm für unterwegs in der Trage: Gerade wenn der Papa sein Kind in der Trage mit dem großen Sonnenschirm schützt, ist das ein sehr entzückender – und rarer – Anblick. So muss das Baby nicht in der mediterranen Sonne braten und kann teilweise sogar auf Sonnencreme verzichten. Die Leute um uns herum haben uns mit ihren Blicken eher bestätigt als belächelt.
Spielteppich / Krabbeldecke: Er schützt das Krabbelbaby vor kalten Böden drinnen und draußen.
– Für daheim und lange Autofahrten: Kindermusik, Bücher, Stofftiere und ein ganz neues Spielzeug, das das Baby im Notfall, zum Beispiel einem Stau, wieder eine Weile lang beschäftigt. Unsere Tochter konnte sich aber auch lange damit aufhalten, Flaschen auf- und zuzuschrauben, Mamas Handtasche zu durchwühlen und Reißverschlüsse auf- und zuzuziehen.
Hochstuhl
Baby-Essbesteck
Baby-Geschirr: Trinkbecher und Teller
Brotzeitdosen und Plastikbehälter für die tägliche Vesper
– „Unsere“ Windeln, denn diese passen am besten.
Schwimmwindeln
Sonnenbrille
Sonnenhüte
Badeanzug
Badeponcho
– „Unser“ (Sensitiv-) Waschmittel
Baby-Sonnencreme
Mückenspray (nach 2 Stunden in der Camargue hatte ich etwa 60 Mückenstiche, trotz langer Kleidung; Achtung: überall am Mittelmeer und auch im Hinterland kann es zu einer Mückenplage kommen)
Waschlappen
Mulltücher
Babyduschgel
Wundschutzcreme
Multilind
Beißring, Dentinox
Fieberzäpfchen
Wundspray
Pflaster mit Tiermotiven
Kleidung für heiße und kühle Tage (sobald die Sonne untergegangen ist, wird es frisch)
Babydecken
Schlafsäcke dick und dünn
Picknickdecke
Babyphon
Sonnenschutz für die Autofenster
– Spiegel für den Rücksitz, mit dessen Hilfe Baby auch bis nach vorne zu Papa blicken kann
– Rolle mit Küchenpapier
– Sitztasche mit vielen Fächern
Lenkradschloss

Die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur – perfektes Reiseziel für Familien mit Baby?

Jeder, der ein Baby hat, weiß: Die Freizeitmöglichkeiten für Eltern mit Baby sind auch zu Hause in Deutschland begrenzt. Ich würde behaupten, dass man in Frankreich mit seinem Baby mindestens genauso gut leben kann wie in Deutschland: Bei Google Maps findet man Spielplätze mit Klettermöglichkeiten (aber leider meist ohne Babyschaukeln). In jeder größeren französischen Stadt findet man ein großes Karussell, bei dem auch ein Elternteil meist gratis mitfährt. Und auch in Frankreich gibt es Schwimmbäder, Tiergärten und Parks, in denen man sich wunderbar die Zeit vertreiben kann. Und dann gibt es noch das Meer: ein toller Strand nach dem Anderen. Hier sind Schattenplätze allerdings rar oder nicht vorhanden und man ist meist der prallen Sonne ausgesetzt, was unter Umständen ungemütlich bis (fürs Baby) lebensbedrohlich werden kann. Unser Baby war zudem begeisterte Sand-Esserin, weshalb wir den Strand als Ort zum Verweilen eher gemieden haben. Hat man aber ein Kind, das auch mal eine Weile in der Trage oder in der Kraxe sitzen kann, dann geht man in Frankreich die wunderschöne Landschaft zu Fuß entdecken. Dies hat bei uns wunderbar funktioniert. Mit einer Picknickdecke im Gepäck kann sich das Baby jeden Orts auch mal ausstrecken. Ein einjähriges Kind lässt sich auch von spontan erfundenen Spielen in der Natur begeistern: „Piekpiek“ sorgte an jedem pieksigen Busch und „Dingdong“ an jedem greifbar herabhängenden Ast für Gelächter. Auch benutzten wir jeden Pfeiler, der uns in die Quere kam, als Buzzer – einfach, weil es Spaß machte. In der Stadt fanden wir jede Lampe, jede Bank, jeden Abfalleimer und jeden Briefkasten.

Für größere Kinder ist die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur ein Eldorado! Es gibt viele Bauernhöfe, die man besichtigen kann und Anbieter, bei denen man mit Eseln wandern und auf Pferden reiten kann. Man kann wunderbar im azurblauen Meer baden und geschichtsträchtige Orte mit Schlössern und Burgen laden zum Besichtigen ein. Die Abendmärkte, die in den Städten am Meer ab Sonnenuntergang bis Ende August fast täglich stattfinden, waren für mich schon als Kind ein Highlight.

Im Vorfeld der Reise habe ich mich auch über besondere Gefahren informiert, die deinem Baby am Urlaubsort auflauern könnten: Von wilden Tieren bis hin zur Kriminalität hat Frankreich nicht viel mehr zu bieten als Deutschland auch. Auf sein Baby aufpassen muss man überall. Wenn, dann würde ich an dieser Stelle eine einzige Gefahr nennen: Stechmücken. Mehr auch nicht. Aber wer vorhat, sein Auto ab und zu auf französischen Parkplätzen – gerade an Sehenswürdigkeiten – abzustellen, dem kann ich raten, sich ein Lenkradschloss zuzulegen. Gerade in Südfrankreich und an beliebten Sehenswürdigkeiten werden nämlich leider oft Autos aufgebrochen.

Der Reiseverlauf: unsere Stationen in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur + Bilder

(An diesem Abschnitt arbeite ich noch…)

Wir blieben schließlich eine knappe Woche in Italien am Comersee, um die Dauer der Anreise nach Frankreich zu halbieren, und wollten auch erst einmal prüfen, wie gut wir vorankommen. Von dort aus fuhren wir (zum Glück relativ problemlos) weiter nach Frankreich und stationierten dreimal innerhalb von drei Wochen in unabhängigen Unterkünften. Dabei hangelten wir uns vom Osten der Region PACA Richtung Westen.

Tag 1:

Um ca. 21:00 Uhr fuhren wir los, Richtung Comersee, nach Pianello del Lario, Italien.

Der Weg führte uns durch Österreich, Liechtenstein, die Schweiz und über den Splügenpass nach Italien. Wir entschieden uns, in der Nacht zu fahren, weil zumindest unsere Tochter die Chance bekommen würde zu schlafen. Besonders eindrucksvoll erschien uns die Fahrt über den einsamen Splügenpass mitten in der Nacht: Kein einziges anderes Auto, keine Zivilisation und daher auch keinerlei Lichtverschmutzung! Wäre es nicht zu gefährlich gewesen, wären wir am liebsten auf offener Straße angehalten, um den klaren Sternenhimmel ein Weilchen zu bewundern.

Tag 2:

Ankunft um ca. 05:00 Uhr. Wir erkundeten die Gegend um Pianello und landeten in Domaso am Strand.

Einen Traum von Airbnb-Wohnung hatten wir uns da ausgesucht: Eine Wohnung im Hochparterre eines sanierten Bauernhauses mit riesiger Terrasse, einem Gartenstück mit Babyschaukel und Draufsicht auf den Comersee. Herrlich für unsere Tochter, die hier noch das Laufen lernen sollte. Später in Domaso am Strand reihte sich ein Campingplatz an den anderen. Viele Deutsche, viel Pizza.

Tag 3:

Fahrt nach Tremezzo: Wir besichtigten die schöne Villa Carlotta samt Gärten.

Wer sich für mediterrane und tropische Gärten sowie die Kunst und adelige Lebensweise des 17. Jahrhunderts interessiert, für den ist der Besuch dieser Villa eine echte Empfehlung. Azaleen, Rosen, hochgewachsene Palmen und Kakteen, nur um einige Gewächse zu nennen, ziehen in den Gärten die Aufmerksamkeit auf sich. Zierliche Statuen, Säulen und Brunnen verzieren die Anlage gekonnt. Überall findet man Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen. Wer genau hinschaut, entdeckt seltene Schmetterlinge und Schildkröten.

Hier haben wir lieber die Babytrage (und den Sonnenschirm) mit hineingenommen als den Kinderwagen, da es sich um ein mehrstöckiges Gebäude handelte, und wir uns nicht sicher waren, ob es Aufzüge geben würde. Picknickdecke nicht vergessen – es gibt viele Plätze, an denen man sich ausbreiten darf!

Tag 4:

Autofahrt nach Menaggio; von dort mit dem Boot nach Bellaggio.

Bellaggio ist ja als die Perle des nördlichen Comersees bekannt und ist von Pianello aus auch gut zu erreichen. In Menaggio konnten wir unser Auto noch kostenfrei abstellen. An der wirklich traumhaft schön gestalteten Promenade – ja, Menaggio ist bestimmt einen eigenen Besuch wert – schlenderten wir entlang bis zur Bootsanlegestelle, an der wir ziemlich lange in der Sonne Schlange standen. Tipp: Keine schwarzen, eng anliegenden Klamotten tragen. Und fürs Baby in der Trage war der Sonnenschirm in meiner Hand unerlässlich! Die Bootsfahrt verbrachte unsere Tochter mit ihrer Nase an der Scheibe, die Verdrängung des Wassers gebannt beobachtend. In Bellaggio lohnt sich ein Spaziergang die Fußgängergassen hoch in den Ort sowie an der Uferpromenade entlang in beide Richtungen. Es ist ein wunderschöner, romantischer Ort, allerdings ist er auch total überlaufen und man muss immer wieder Menschen ausweichen.

Tag 5:

Wanderung zu einem Wasserfall am Lago di Mezzola.

Wir stellten unser Auto auf einem kleinen Parkplatz in der Zivilisation ab und wanderten drauflos. Es begegnete uns ein geselliger, auch deutschsprachiger Rätoromane, der uns von der Wanderung mit dem Baby abriet. Wir beschlossen dennoch, den Weg zumindest so weit zu beschreiten, wie wie es für schaffbar hielten. Es mag für Außenstehende schon ungewohnt aussehen, wenn eine Familie ein Baby auf eine Wanderung mitnimmt. Dann wird es (mit seinen mindestens 10 Kilogramm) vorwärtsgerichtet in eine Trage gepackt, was hinsichtlich der (geringen) Körperhöhe der Trägerin ungemütlich aussehen muss. Aber ich muss sagen, ungemütlich ist die Trage keineswegs und glücklicherweise bin ich beim Baby in der Babytrage Tragen schon routiniert und mein Körper ist dran gewöhnt. Daher klappt es auch besser, als man das von außen gesehen meinen könnte. Die Wanderung war trotzdem anstrengend, weil der Weg bisweilen unwegsam und steil und die Witterung einfach heiß war. Der Wasserfall, der neben einer zerfallenden steinernen Brücke herunterrauscht, war ein nettes Ziel von nicht allzu weiter Entfernung. Auf dem Hin- und Rückweg kann man auch mit sensationeller Aussicht über den Lago di Mezzola rasten: Ein kleiner Brunnen mit frischem Wasser, ein Tisch und zwei Bänke laden sehr dazu ein.

Die Nachmittage verbrachten wir übrigens gerne auf unserer großen, schattigen Terrasse mit Seeblick. Manchmal rentiert es sich eben doch, etwas mehr in eine grandiose Unterkunft zu investieren. Wir fühlten uns jedenfalls nicht getrieben, immer ausfliegen zu müssen, sondern konnten auch „zu Hause“ wunderbar entspannen.

Tag 6:

Besichtigung der Grotte di Rescia am Luganer See. Packen und putzen.

Einen kleinen Ausflug wollten wir noch wagen, ehe wir uns mit dem Packen und Putzen beschäftigen mussten. Die Grotte die Rescia war von Pianello aus über viele kurvige Straßen zu erreichen, was unserer Tochter gar nicht gefiel (Aha, gemerkt!). Die Grotte war nicht sehr groß. Am Eingang wurde man von der herzlichen Empfangsdame über die Entstehung der Grotte informiert (und angewiesen, doch lieber noch mal zum Auto zu gehen, um für Alle Jacken zu holen – Danke!) und durfte sie auch ohne Guide besichtigen. Es handelt sich um eine Grotte, deren Gänge im Lauf der Zeit vom Wasser ausgehöhlt wurden. Das Gestein selbst ist trocken, weshalb sich auch viele Erdbewohner darin tummeln. Wer eine Spinnenphobie hat, sollte vielleicht besser draußen bleiben. Unserer Tochter haben die Lichteffekte und die vielen Zwerge und Tierchen aus Porzellan, die überall versteckt waren, sehr gut gefallen. Die Babytrage war auch hier wieder ein top Begleiter.

Tag 7:

Abfahrt Richtung Frankreich um ca. 01:00 Uhr morgens. Besuch des Wochenmarkts in Ventimiglia. Spaziergang durch Menton. Weiterfahrt nach Spéracèdes, wo wir eine Woche blieben.

Nach unserer Aufräum-, Putz- und Packaktion taten wir uns schwer zu schlafen und beschlossen, noch direkt am Abend loszufahren. Im Morgengrauen erfrischten wir uns an einer Tankstelle mit zwei Bechern Alpro-Latte und einer neuen Windel. Da ich unbedingt noch eine italienische Stadt am Meer besuchen wollte und wir sowieso eine Pause einlegen wollten, hielten wir in Ventimiglia am Wochenmarkt, der gerade im Aufbau war. Den Abstecher zum Strand, der sich gleich nebenan befand, empfand ich als eher unangenehm, da sich dort obdachlose Menschen ihrer morgendlichen Waschroutine hingaben – davon wollte ich nicht unbedingt Zeuge sein. Der Markt bietet fast nur Kleidung, Sonnenbrillen, Schmuck und Haushaltswaren, aber keine Handwerkerartikel, sofern ich das beurteilen konnte. In der Markthalle gab es leckere Feigen für uns zum Frühstück und dann beschlossen wir, weiterzufahren und als nächstes in Menton zu halten. Bei der Fahrt über die Grenze wurden wir sehr freundlich von einem Beamten begrüßt – „Bonjour!“ – und auch nicht weiter kontrolliert. In Menton hielten wir als Erstes an einem Spielplatz am Meer, an dem sich unsere Tochter auch endlich die Beine vertreten konnte, und spazierten dann weiter in den Ort hinauf. Zum Abschluss gab es aus der Markthallte noch „à emporter“ zwei eingelegte Auberginen mit Hackfleisch und zum sofort Essen zwei Tartes salées. Nicht ganz günstig, dafür einmalig! Halbwegs gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg, diesmal zu unserer neuen Unterkunft nach Spéracèdes, ein Ort, der von Grasse nur zehn Minuten entfernt liegt. Jedenfalls hatten wir mit den Vermietern vereinbart, dass ich anrufe, wenn wir im Ort sind. Die weiteren Anweisungen, wie ich an unseren Schlüssel komme, würde ich dann per Telefon erhalten. Die exakte Lage des Hauses war durch Google Maps leider nicht gut zu ermitteln, also vergingen ein paar Telefonate und eine geschätzte halbe Stunde bis wir 1.) das Haus gefunden und 2.) die Schlüsselbox geöffnet hatten. Vor Ort war leider niemand, der uns hätte helfen können. Die Dame am Hörer war zwar sehr bemüht und unglaublich freundlich, aber leider auch nur der französischen Sprache mächtig. Darauf muss man auch gefasst sein. Bei der Unterkunft handelte es sich um ein provenzalisches, dreistöckiges Haus mit einem Balkon und zwei großen Terrassen. Für unsere Tochter, so dachte ich, wäre es nett, sich viel draußen aufhalten zu können. Den Außenbereich haben wir aber leider kaum nutzen können, weil wir draußen regelrecht von Stechmücken überfallen wurden (und es hat mich eine Weile gekostet, bis ich das Innere des Hauses einigermaßen von den Plagegeistern befreit hatte). Trotzdem hatten wir einen wunderbaren Aufenthalt: dank einem grandiosen Ausblick über Cannes bis zum Meer und unerwartet viel Komfort, z.B. einem Milchaufschäumer!

Tag 8:

Ausflug in die Grotte de Baume Obscure

Es sollte gewittern. Aber wir wollten auf einen Ausflug nicht verzichten und suchten uns eine Höhle aus, die Grotte de Baume Obscure. Warm eingepackt – in der Höhle hat es nur 15 Grad Celsius – machten wir uns auf den Weg in die Höhle, in der es verschiedene Kalkformationen und Wasseransammlungen zu bestaunen gab. Eine Führung gab es nicht, stattdessen eine Lautsprecheransage auf Französisch, die unsere Gruppe von „Raum“ zu „Raum“ geleitete und uns über das Gesehene informierte. Lichtspiele und Musik sorgten für ein Plus an Unterhaltung – spannend vor Allem für die Jüngsten unter uns. Mit Kinderwagen oder ohne Babytrage hätten wir diese 700 Meter wohl eher nicht beschritten. Auf dem Heimweg war Baby Ella zum ersten Mal in einem Supermarkt und ließ sich im Wagen durch die Reihen schieben.

Tag 9:

Mal sehen, was Cannes kann

Die Mission lautete: Stadtbesichtigung zu Fuß und die Augen für interessante Dinge offenhalten. Also fuhren wir los und parkten unser Auto 20 Gehminuten westlich des Stadtzentrums in Strandnähe. Diesmal entschieden wir uns dazu, den Sportkinderwagen mitzunehmen. Gute Entscheidung? Das Lüftchen kommt nicht beim Baby an, so wie das in der Trage unter dem Schirm der Fall ist, und es brät hinter den Scheiben aus Plastik. Später nahm ich unsere Tochter wieder in die Trage – da konnte sie dann auch schlafen.

Am Strand war selbstverständlich viel Betrieb und obendrein war es ziemlich heiß. Palmen? Bäume? Schattenplätze? Rien. Am Strand verweilen konnten wir somit nicht und eilten an der Promenade entlang Richtung Zentrum, in Erwartung kühlerer Plätze. Der Strand am Zentrum wird von Hotels und Restaurants gepachtet – von der sonnigen Promenade aus betrachtet ein eher unschöner Anblick. Zu Hause noch hatten wir einen Altertumsmarkt avisiert, der aber ebenso in der prallen Sonne aufgebaut war, und hatten deshalb dann auf diesen wenig Appetit. Nebenan entdeckten wir eins der schönen, alten Karussells, mit dem wir eine Runde gedreht haben. Wie ging es dann weiter? Wir schlenderten schließlich am Walk of Fame entlang und bewunderten die lange Schlange an Fototouristen, die sich auch mal auf dem roten Teppich vor dem Palais des Festivals et des Congrès ablichten lassen wollten. Irgendwann wurden wir müde und wollten uns einen „Café à emporter“ gönnen, wenn wir schon mit unserem Baby nirgends so richtig willkommen zu sein schienen: Restaurants mit typischerweise eher kleinen Tischen eng an eng – das ist natürlich eher unpraktisch für eine Familie mit einem großen Sportkinderwagen und ruhelosem Baby. Wir hielten an einer fancy erscheinenden Eisdiele und in Hoffnung auf einen Eiskaffee, den ich nirgends auf den Tafeln entdecken konnte, fragte ich mutig nach einem solchen und erklärte, woraus sich unser Wunschgetränk zusammensetzt: Café au lait (mais allongé) mit einer oder zwei Kugeln Vanilleeis darin. Nicht so schwer, oder? Die Dame diskutierte anschließend mit einem anderen Mann hinter dem Tresen und gab mir die Rückmeldung, sie könne mir Kaffee mit einer Kugel Eis darin anbieten. Das Wort Milkshake fiel zwischen den beiden und schließlich erhielten wir zwei Espressos (kleine Kaffees) mit je einer Kugel Vanilleeis darin. Preis? 16 Euro. Und das war der Preis für zwei große Milkshakes. Was wir daraus gelernt haben? 1. Cannes ist teuer und wir gehören nicht zur typischen Klientel. 2. Franzosen kennen keinen Eiskaffee (??). 3. Lokale Spezialitäten im Zweifel bevorzugen, anstatt sich welche maßanfertigen zu lassen.

Nun ja. Jetzt waren wir mal in Cannes und gehen da – zumindest mit Baby – nicht so schnell wieder hin.

Tag 10:

Auf nach Nizza!

Direkt vorneweg: Ich finde Nizza toll. Die Stadt selbst ist landschaftlich sehr abwechslungsreich, der Strand und der Hafen sind zugänglich und sehenswert, die Altstadt ist von hübschen italienisch anmutenden Gassen durchzogen und auch etwas hügelig. Bei einem Streifzug durch die Stadt kommt man an vielen historischen Gebäuden unterschiedlicher Stilepochen vorbei und hier und da gibt es immer wieder Plätze zum Verweilen – mit Bänken im Schatten!

Wir parkten im Parkhaus „Palais de Justice“ – Achtung, Parkticket dient als Eintrittskarte ins Parkhaus zu Fuß – und schlenderten über den Antiquitätenmarkt, entlang der Promenade des Anglais, am Hafen entlang und durch die Altstadt zurück. Unterwegs erfrischten wir uns mit einem vergleichsweise günstigen Milkshake und bestellten uns eine Socca, ein leckerer Streetfood-Snack aus Kichererbsenmehl. Muss man probiert haben!

Die zweite Tageshälfte verbrachten wir im Parc Phoenix, ein – ich nenne es mal – botanischer Tiergarten unweit von Nizza. Hier gibt es Häuser und Bereiche, die Pflanzen und Tieren aus unterschiedlichen Klimazonen miteinander kombinieren. Ein abwechslungsreicher Park mit einem Imbiss, der auch unserer Tochter gefallen hat.

Tag 11:

Ausflug nach Antibes ins Marineland. Abendlicher Spaziergang in Saint-Cézaire-sur-Siagne.

In Antibes selbst waren wir bei diesem Ausflug nicht, wobei ich den Besuch des Hafens und der Befestigungsanlagen empfehlen kann. Nein, es ging ins Marineland, wo wir eine Show nach der anderen besuchten: Erst die Show mit den Seelöwen, dann die mit den Delfinen und schließlich die Show mit den Orcas. Man kann sich jetzt darüber streiten, ob es gut ist, die Zoohaltung gerade großer Meeressäuger zu unterstützen. Mir ist es wichtig, dass unsere Tochter weiß, dass die Tiere dort in Gefangenschaft leben, dass wir ihre Artgenossen schützen müssen und deshalb all die Anstrengungen daheim auf uns nehmen, wie wir das eben tun: Plastik so weit es geht verbannen, 2nd Hand kaufen, pflanzenbasiert essen (zumindest ihre Eltern) und vieles mehr. Als Natur- und Umweltpädagogin weiß ich auch, dass es sinnvoll ist, einem Menschen die Lebensweise eines (jeden) Tieres näherzubringen, und zwar am besten durch eigene Beobachtung, da dies die Empathie für das jeweilige Tier fördert. Aber zurück zum Aquapark Marineland: Die Tierpfleger bemühen sich in den Shows sehr um Wissensvermittlung, z.B. mit einem Quiz und anschließender Gewinnerlosung. Man verlässt jede Show mit einer gewissen Rührung. Unsere Tochter hat außerdem Freundschaft mit Pinguinen („Piuun“) geschlossen und zehrt davon Monate später noch immer. Am Ausgang haben wir einen „Porteclé“ mit einem Foto von unserer Tochter, welches eingangs geschossen wurde, mitgenommen und sind hungrig und zufrieden nach Hause gefahren. Der gesamte Park war übrigens sehr kinder(wagen)freundlich gestaltet.

Weil wir noch Lust auf etwas Bewegung an der frischen Luft hatten, fuhren wir am frühen Abend noch nach Saint-Cézaire-sur-Siagne, ein wunderschöner, hoch gelegener Ort mit nettem Dorfkernambiente, atemberaubendem Panorama und Startpunkt für so manche Wanderung. Weit ab vom Schuss wurden wir von einem älteren Herrn angesprochen, der auf der Bank vor seinem Haus saß. Als er erfuhr, dass wir Deutsche sind, holte er direkt noch eine Freundin (ursprünglich Deutsche) und ihren Mann dazu, die sich über das Pläuschchen mit uns sehr gefreut haben. Ich bin froh, dass ich mich getraut habe, mein rostiges Französisch auszupacken, verhilft es mir schließlich dazu, Land und Leute besser kennenzulernen, tolle Erfahrungen zu sammeln und meine Sprache wieder zu „verflüssigen“. Ach, und außerdem bekamen wir einige Tipps und Infos. Zum Beispiel haben wir erfahren, dass Christian Dior im Ort nebenan begraben liegt: in Callian.

Tag 12:

Ausflug nach Grasse in die Altstadt. Karussellfahrt. Abendliche Fahrt nach Mandelieu-la-Napoule.

Wieder ein ganz anderes Bild bescherte uns die Altstadt in Grasse: Wir parkten in einem Parkhaus oberhalb der Innenstadt und liefen los durch Gassen, die jetzt weniger italienisch und viel mehr provenzalisch anmuteten. Ein tolles Flair! Wir schlenderten über den Wochenmarkt und gönnten uns auch hier ein paar französische Delikatessen aus der Patisserie: Éclairs, Macarons und ein Stück einer Tarte au chocolat. Die größeren Gassen in der Fußgängerzone waren „beschirmt“: Hunderte rosafarbene Regenschirme, die hübsch angeordnet ein paar Meter über unseren Köpfen hingen, spendeten Schatten und waren immerhin ein kleines Highlight für unsere kleine Dame. Auch hier ließen wir es uns nicht nehmen, auf dem Platz, wo der Wochenmarkt stand, zwei Runden im Karussell mitzufahren. Als Mama-Begleitperson durfte ich sogar kostenlos mitfahren! Hätte uns die Sonne an diesem Vormittag nicht so gequält, wer weiß – vielleicht wären wir länger geblieben. Wir entschlossen uns dazu, in unser Ferienhaus zurückzukehren und gegen Abend zu einem See auszuschwärmen. Dieser See war da, aber nicht von unserer Seite aus begehbar, also wurde aus dem Ausflug eine abendliche „Kneippen“-Tour in Mandelieu-la-Napoule.

Tag 13:

Ausflug nach Grasse in die Parfümerie Molinard und anschließend in die Jardins du Musée International de la Parfumerie in Mouans-Sartoux.

Die Düfte der Provence haben sich bei mir schon recht bald positiv bemerkbar gemacht: Egal wo ich bin, sei es im Bad eines französischen Lokals oder auf einem Nachtmarkt, ich genieße die unterschiedlichen Düfte von Gewürzen, Seifen und Parfums sehr. Aus diesem Grund wollte ich unbedingt noch einmal eine Parfümerie besuchen und entschloss mich für eine kleinere, traditionsreiche und vergleichsweise weniger kommerziell orientierte Parfümerie: Es ging zu Molinard. Gerne hätten wir die kostenfreie Besuchertour mitgemacht, doch hätten wir längere Zeit warten müssen und der Geduldsfaden unserer Hauptperson erwies sich als nicht so reißfest zu dieser Mittagszeit. Also habe ich mir bloß ein Souvenir mitgenommen und dann ging die Reise weiter nach Mouans-Sartoux, zu den Gärten, die dem Internationalen Museum der Parfümerie angehören. Nebenan gab es übrigens einen Supermarkt, an dem wir uns Erfrischung holen konnten. Die Gärten strahlen ein tolles, provenzalisches Flair aus – einfach gigantisch! Es gibt viele Plätze zum Picknicken und wer Geduld hat, der kann an den vielen Parfümpflanzen stehenbleiben und sich über Art und Verwendung informieren. Mit dem Regenschirm über dem Kopf als Sonnenschutz für mich und mein Kind in der Trage, sind wir von einem Schattenplatz zum nächsten geflüchtet. Eine Angestellte berichtete mir auch, dass der Garten sehr unter der diesjährigen Dürre litt – was man natürlich auch gesehen hat. Allerdings erwarte ich im September auch keine knackig grüne Graslandschaft mehr. Ein weiteres unerwartetes Highlight für uns durstige Erwachsene: ein Kaffeeautomat.

Tag 14:

Packen und Putzen: Abreise aus Spéracèdes. Neue Unterkunft in Sillans-la-Cascade. Wanderung zum Wasserfall.

Das ist wirklich nicht ganz einfach: Packen, das Auto beladen, putzen und schließlich bis zu einer bestimmten Uhrzeit die Wohnung an die Vermieter übergeben – all das mit einem Kind. Denn: Es kann nur ein Elternteil anpacken, während das andere Elternteil den Sprössling davon abhält, den Glastisch oder die Vitrine zu zerstören. Die Fahrt von der einen zur anderen Bleibe war nicht besonders lang. Auf einen Besuch der Militärstadt Draguignan, die wunderbar auf dem Weg lag, hatten wir nach der morgendlichen Hektik keine Lust. Irgendwann erreichten wir Sillans-la-Cascade und zwei unglaublich nette Herrschaften widmeten uns ihre Zeit, indem sie uns die Features ihrer Ferienwohnung zeigten. Sie empfingen uns mit vollem Kühlschrank: Baguette, Butter, Wasser, Wein und Feigenmarmelade von den Früchten aus dem eigenen Garten. „Wir“ hatten sogar Hühner. Die Gegend um Sillans ist etwas weitläufiger und weniger touristisch, obwohl es sehenswerte Orte gibt. Den Scharen an Touristen ist die Entfernung zum Meer wohl zu groß.

Tag 15:

Ausflug nach Villecroze zu den Grottes de Villecroze. Hier gibt es einen schönen Park, einen Spielplatz und einen schönen Dorfkern mit Terrain de pétanque unter Platanen. Ebenso in Tourtour (le village dans le ciel), unser nächstes Ziel, ein Dorf, das offiziell zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs gekürt wurde.

Tag 16:

Wir besuchen den provenzalischen Wochenmarkt in Salernes und die Abbaye du Thoronet, ein ehemaliges Zisterzienserkloster.

Tag 17:

Wanderung in der Verdonschlucht ab Montpezat, die uns zu einem See führt.

Tag 18:

Wanderung in der Verdonschlucht ab Quinson, direkt am Felsen entlang. Wir leihen ein Boot und fahren damit auf dem Verdon.

Tag 19:

Ausflug nach Saint-Tropez ins Schmetterlingsmuseum. Wir essen Pissaladière.

Tag 20:

Wanderung in der Verdonschlucht ab dem Point Sublime in Rougon. Wir passieren zu Fuß den 670 Meter langen, dunklen Tunnel du Baou.

Tag 21:

Putzen und packen. Abreise aus Sillans-la-Cascade nach Gemenos. Ausflug nach Cassis. Mistral!

Tag 22:

Ausflug nach Aix-en-Provence. Weiterfahrt ins Luberon, nach Lourmarin: Spielplatz und Eis (Parfums: Fleur d’oranger, Lavande, Citron & Romarin). Weiterfahrt nach Bonnieux.

Tag 23:

Ausflug in die Camargue, zum Point de Gau, in den Parc Ornithologique. Weiterfahrt nach Saintes-Maries-de-la-Mer.

Tag 24:

Ab Cassis: Wanderung in die Calanque de Port-Miou und in die Calanque de Port Pin. Rückfahrt über den Industriehafen in La Ciotat.

Tag 25:

Ausflug nach Marseille: Parc Borély, la Savonnerie Marseillaise, Hafen, Cathédrale, Mucem, zu Fuß bis zur Basilika Notre-Dame-de-la-Garde. Weiterfahrt zur Calanque de Sormiou.

Tag 26:

Fahrt ins Luberon: Wanderung durch das Colorado Provencal bei Rustrel und durch die Ocres in Roussillon. Einkauf von Olivenöl und Honig ab Hof.

Tag 27:

Fahrt nach Cassis zum Spielplatz. Wanderung in die Calanques de Sormiou.

Tag 28:

Putzen, packen und Antritt der Heimfahrt. Stopp in Avignon, Spielplatz und Palais de Pape. Weiterfahrt nach Deutschland.

Tag 29:

Ankunft zu Hause in den Morgenstunden.

Hilfreiche Tipps und nützliche Links, die dir helfen, deine Reise nach Frankreich zu planen

Hier habe ich eine Liste mit sehr nützlichen Links und Diensten, die uns sowohl bei der Reiseplanung als auch vor Ort in Frankreich sehr nützlich waren. Leider sind die meisten dieser Websites auf Französisch, aber ich denke, man kann es auch ohne Französischkenntnisse schaffen, die wichtigsten Infos zu verstehen. Trotzdem lege ich es jedem ans Herz, sich ein paar Brocken Französisch anzueignen – das gehört einfach zum guten Ton.

Warnungen, Sicherheit:

  • Wer in den Calanques zwischen Marseille und La Ciotat wandern oder sonst irgendwie verweilen möchte, dem rate ich, vorher diese offizielle Website des Nationalparks Calanques zu checken oder sich die App Mes Calanques zu installieren, um die aktuellen Öffnungszeiten zu entnehmen und zu wissen, wann und bis wohin die Anfahrt mit dem Auto gestattet ist. Manchmal werden die Wege nämlich ganztägig oder zu bestimmten Uhrzeiten gesperrt, nämlich wenn Brandgefahr besteht oder die Witterung zu extrem ist (Mistral).
  • Wer sich in Frankreich aufhält und sich da, wo er sich gerade aufhält, über aktuelle Gefahren (Brände, Unwetter, Tsunamis, Terroranschläge uvm.) informieren lassen möchte, holt sich am besten die App des französischen Innenministeriums Ma Sécurité. Im Notfall wird man über den Zustand alarmiert.
  • Wer möchte, der kann sich in eine Krisenvorsorgeliste beim Auswärtigen Amt einschreiben. Im Krisen- bzw. Katastrophenfall wird man von den Auslandsvertretungen schnell gefunden und in Maßnahmen der Krisenbewältigung einbezogen werden, heißt es so schön auf der Website. Ich habe mich und meine Familie zur Sicherheit mal dort eingetragen. Auch für längere Auslandsaufenthalt, z.B. in Uganda, fand ich das damals sinnvoll.

Ausflugstipps in der Region PACA:

Wenn ihr wissen wollt, was sich innerhalb eures Reisezeitraums in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur ereignet, dann seid ihr mit dieser – auch deutschsprachigen – offiziellen Website des Tourismuskomitees der Region PACA sehr gut beraten: Im Veranstaltungskalender findet ihr Events aller Art von Carneval bis Musikfestivals sowie auf der restlichen Website Ausflugstipps nach Thema. Unbedingt inspirieren lassen!

Schulferien in Frankreich:

Ihr wollt wissen, wann die Strände überfüllt sind? Dann checkt hier die Zeiten, wann in Frankreich Schulferien sind. Im Sommer haben die Franzosen knapp zwei Monate lang Ferien und reisen dann ebenso gerne wie wir an die Küsten im Westen und im Süden. Schaut euch hier in der Übersicht am besten die französische Version an!

Französische Ferienwohnungen buchen:

  • Gîtes de France: Hier bucht man direkt beim Eigentümer bzw. Vermieter. Man findet sehr individuelle, landestypische Unterkünfte zu niedrigen Preisen. Aber Achtung: Die Preise verstehen sich meist ohne Nebenkosten, die am Ende noch dazukommen.
  • Airbnb: Hier sind die Preise insgesamt gefühlt etwas höher und das Angebot geringer. Der Vorteil bei Airbnb im Vergleich zu Gîtes de France bestand für uns darin, dass wir nach Wohnungen filtern konnten, die recht kurzfristig stornierbar waren. Wir haben ja mitten in der Corona-Pandemie gebucht und brauchten die Möglichkeit, für den Fall einer behördlich angeordneten Ausgangssperre, kurzfristig stornieren zu können und gleichzeitig den vollen Preis wieder erstattet zu bekommen.

Paris mit Kindern:

Wer einen Abstecher nach Paris machen will, der darf das auch mit Kindern gerne tun! Neben Disneyland Paris und den Gärten in Versailles hat auch die Stadt Paris selbst ein Angebot für Kinder zusammengestellt. Hier geht’s zur offiziellen Website des Pariser Tourismusbüros auf Deutsch.

Mit dem Auto unterwegs in Frankreich:

  • Denke an die Umweltplakette Crit’Air! Diese brauchst du bereits beim Befahren einiger französischer Städte. Die Info, wer die Plakette am Auto kleben hat und wer nicht, wird digital erfasst. Wer keine hat, riskiert Bußgelder. Bestellt euch die Plakette am besten auf der offiziellen Website des französischen Ministeriums für ökologischen Wandel und territorialen Zusammenhalt. Ich habe auch einen extra Beitrag dazu verfasst, wie ihr die auf dieser französischen Website die Crit’Air-Vignette bestellen könnt. Bei dieser Website lässt sich auch die Sprache zu Deutsch verändern. Die Vignette kostet aktuell 4,76 Euro (Stand 10.06.2024) für im Ausland (Deutschland) registrierte Fahrzeuge und gilt ohne zeitliche Begrenzung. Ein paar Tage später bekommt man vorab eine E-Mail mit der Vignette, die man behelfsweise, bis das Original da ist, an die Scheibe kleben kann. Aber Achtung: Bitte nicht kurzfristig bestellen, sondern mindestens vier Wochen im Voraus! Wir waren mit unserer Bestellung leider zu spät dran und mussten die Plakette zu unseren Vermietern nach Frankreich liefern lassen. Bitte auch nicht bei anderen Anbietern bestellen: Dubiose Firmen machen sich ein Geschäft daraus und verlangen ein Vielfaches des eigentlichen Preises für die Ausstellung der Vignette, nur weil es einfacher erscheint und angeblich schneller geht.
  • Je weiter südlich im Lande und je näher an einem Touristenhotspot du mit dem Auto unterwegs bist, desto gefährdeter ist dein Auto für Autodiebstahl. Es werden auch öfters Autos aufgebrochen und ausgeraubt. Zum Beispiel in den Calanques in Marseille, wo man sein Auto auf unbewachten Parkplätzen abstellen kann – davon liest man immer wieder. Aus diesem Grund haben wir uns ein Lenkradschloss gekauft, das – von außen gut sichtbar – am Lenkrad angebracht wird. Kleiner Tipp: Das Lenkrad dazu vorher „einfahren“, sonst lässt sich das Schloss unter Umständen leicht umgehen, indem man das Lenkrad einfach in der Position verändert.

Stechmücken:

  • Nicht nur da, wo viel Wasser ist, nein, auch im Hinterland, kann es zu einer Stechmückenplage kommen. An zwei Orten haben wir darunter besonders gelitten: Am Point de Gau in der Camargue und in Spéracèdes, 15 Autominuten hinter Grasse, also weit weg vom Meer und anderen Gewässern. Nach einem Nachmittag in der Camargue war die Fenistil-Salbe mein bester Begleiter. Sie half, den unerträglichen Juckreiz der unzähligen Stiche zu lindern. Nun, wir hatten alles für einen Tagesausflug in den Rucksack gepackt, nur das Mückenspray nicht. C’est la vie.
  • Auch interessant: In Frankreich macht sich gerade eine neue Mückenart breit: die Tigermücke, lat. Aedes albopictus. Das Problem an dieser Mücke: Sie überträgt Dengue-Fieber, das Chikungunya- und das Zika-Virus – und gerade in der Mittelmeerregion fühlt sich diese Mücke recht wohl. Sie kommt durchaus auch in Deutschland vor, aber verglichen zu Frankreich hierzulande noch relativ selten. Immer wieder kommt es in Frankreich zu Fällen mit Dengue-Fieber (zwischen Mitte Juni 2022 und Ende September 2022 wurden 57 Fälle gemeldet). Ich möchte keine Panik verbreiten, aber dazu anhalten, an diese Infektionen zu denken, falls nach einem Mückenstich seltsame Symptome auftreten. Auf der Website des deutschen Tropeninstituts kann man sich zum Reiseland Frankreich über die jüngsten Infektionsgeschehen informieren.

Reiseversicherungen:

  • Ich hatte viel Geld im Voraus bezahlt und wollte nicht auf den Ausgaben sitzenbleiben, falls einer meiner Familie kurz vor oder während der Reise erkrankt und wir die Reise erst gar nicht antreten können oder diese abbrechen müssen. Daher brauchte ich unbedingt eine Reiserücktritt- und Reiseabbruchversicherung. Ich bin selbst für einen Reiseversicherer tätig und weiß daher: Unter den vielen Versicherungsprodukten gibt es große Unterschiede! Gerade in Zeiten von Pandemien muss eine Reiseversicherung Folgendes können: Nicht nur im Fall einer tatsächlichen (und ärztlich bestätigten) Erkrankung, sondern auch bei persönlicher Quarantäne einspringen. Heißt: Du musst zwei Tage vor Abreise in Quarantäne, weil du Kontaktperson bist, und kannst die Reise nicht antreten? Dann wird dir und deiner mitreisenden Familie der Reisepreis erstattet. Oder: Du bist schon im Urlaub, bekommst dort Corona und kannst so nicht nach Hause fliegen. Hier bezahlt die Versicherung dir und deiner Familie den verlängerten Aufenthalt und die verspätete Heimreise. Es gibt nur eine Handvoll an Versicherungen, die in diesen Fällen leisten. Hier orientiert man sich am besten an der Stiftung Warentest!
  • Wir hatten ein Versicherungspaket gebucht, inklusive Reisekrankenversicherung, Reiseunfallversicherung, Reisehaftpflichtversicherung, Reiserücktrittversicherung, Reiseabbruchversicherung und Reisegepäckversicherung.
  • Stichwort (Reise-)Unfallversicherung. Als Wanderer mit Baby in fremden Gefilden war es mir wichtig, dass meine Versicherung Suche und Bergung – und nicht nur die medizinisch notwendige Rettung – beinhaltet. Es muss nicht gleich sein, dass du dir beim Wandern ein Bein brichst, nein, es genügt schon, dass du bei aufkommender Dunkelheit den Weg zurück zu deiner Unterkunft oder dem Parkplatz nicht mehr findest, dich verirrst. In diesen „medizinisch nicht notwendigen“ Fällen spricht man nicht von einer Rettung, sondern von einer Bergung. Man bedenke, dass die meisten Wanderwege gar nicht für Fahrzeuge zugänglich sind. Schließlich kann nur noch ein Hubschrauber zu dir durchdringen. Musst du gesucht und anschließend mit einem Helikopter geborgen werden, kann dich das einige tausend Euro kosten! Deshalb achte darauf, dass Suchaktionen und Bergungen mitversichert sind!

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