Sicher mag es die eine oder andere Frau geben, die souverän, beschwerdefrei und ohne auch nur einen einzigen negativen Gedanken zu verschwenden durch die Schwangerschaft spaziert. Aber so viel Hoffnung, Glück und Freude frau in anderen Umständen erlebt, so viel Plagerei, Unwohlsein und Verunsicherung können die 40 Wochen der Schwangerschaft mit sich bringen. Falls du, liebe Leserin, eine derjenigen Hoffnungsvollen bist, die sich hin und wieder fragen, wie andere Frauen ihre Schwangerschaft erleben, dann lade ich dich herzlich zu einer neunmonatigen Runde in meinem Gedankenkarussell ein. Bitte einsteigen und anschnallen!

• Juhuuu – es hat geklappt!

• Oder lieber doch einmal die Freude zügeln bis die ersten 12 brenzligen Wochen vorüber sind?

• Ich. Muss. Jetzt. Entspannt. Bleiben.

• Wie kann ich dem kleinen Zellhaufen in mir Gutes tun? Internetrecherche: Vitamine, Magnesium, Bewegung, Schlaf…

• Was soll ich tunlichst meiden, um dem oder der Kleinen nicht zu schaden? Kaffee trinken, Sushi essen…

• Schwangerschaftskarton aus dem Keller geholt: Schwangerschaftskleidung, Bauchöl und Blutdruckmessgerät stehen schon parat.

• Mal zum Gynäkologen schauen, ob bereits ein Herzschlag erkennbar ist… Super: Herz schlägt, alles gut.

• Ab jetzt Magnesium und täglich Schwangerschaftsvitamine mit Folsäure, Vitamin D und Jod. Ach, und ASS zur Vorbeugung einer Präeklampsie.

• Pränataldiagnostik? Will ich wissen, ob mein Kind einen Chromosomenfehler hat? Schnell eine Entscheidung treffen!

• Ach, und das Geschlecht? Will ich das erfahren?

• Jetzt schnell noch zur Zahnreinigung, noch bevor die Übelkeit einsetzt und sich die ZFA vor meinem Mageninhalt in Sicherheit bringen muss! Sonst winkt die Parodontitis – und Bakterien können schließlich zu einer Fehlgeburt führen.

• Na, komisch: Warum bekomme ich plötzlich keine Luft mehr? Kaum habe ich mich hingelegt, geht die Nase zu? Wie – bitte – soll ich je wieder ohne abschwellendes Nasenspray Luft kriegen? Denn auch das ist für Schwangere ein No Go.

• Ab zum HNO: Schwangerschaftsschnupfen. Geht in 9 Monaten wieder vorbei. Yay. „Nasenspülungen helfen. Sie bekommen dann wenigstens den Eindruck, besser atmen zu können.“

• Diesmal möchte ich die Schwangerschaft gesund beenden (weder eine Präeklampsie, noch ein HELLP-Syndrom bekommen) und befrage die *Gestose-Frauen um Rat. Auch wenn das bedeutet, dass ich den Vorrat an Nahrungsergänzungsmitteln aufstocken muss. Spoiler: Es hat geholfen.

• Ich bin so müde! Mal die Schilddrüse checken lassen.

• Wieviel Kaffee darf ich denn noch trinken? Wobei – eigentlich kann ich Kaffee auch nicht mehr riechen.

• Irgendwie ist mir permanent schlecht. Mitstreiterinnen machen mir Mut und prognostizieren, dass dieser Spuk nach dem ersten Trimester vorbei ist. Mal sehen.

• Bleibt mir bitte weg mit frisch gewaschenen Klamotten, Parfum, Seife oder Gewürzen! Gerüche jeglicher Art bringen mich zum Eimer. Der Kollege mit dem Rasierwasser macht mir das Arbeiten nicht gerade leicht.

• Wer, bitteschön, hat sich den Begriff der Morgenübelkeit ausgedacht? Stilistisch halte ich diesen für einen verniedlichenden Euphemismus, außerdem für eine verschleiernde Notlüge und gleichzeitig für eine Veräppelung einer jeden Frau, die mit der Diagnose „Hyperemesis gravidarum“ bestempelt wird.

• Weil weder Globuli noch Ingwertee helfen und auch Akupressurarmbänder und medizinische Kaugummis keine Wirkung zeigen, probiere ich ein Medikament gegen die Hyperemesis aus. Und werde direkt von schlechtem Gewissen heimgesucht.

• Was habe ich nicht alles gegen diese Schwangerschaftsübelkeit ausprobiert… In einem gesonderten Beitrag habe ich alle mir zugetragenen Tipps aufgelistet und kommentiert, was mir tatsächlich gegen Übelkeit und Brechreiz geholfen hat.

• Nicht die 12., nein sogar bereits die 20. Schwangerschaftswoche ist nun schon vorbei. Wieso – verdammt – habe ich immer noch diesen permanenten Brechreiz?

• O nein – Baulärm im Mehrfamilienhaus! Das arme Baby… der Hörsinn ist ja schon entwickelt.

• Bei Sodbrennen am besten auf der linken Seite liegen. Auf dem Rücken liegend wird die Vena Cava abgequetscht und auf dem Bauch eventuell das Baby. Hmm.

• Na, irgendwie bin ich wieder so müde… Schilddrüse und Eisen nochmal checken lassen. Dosis anpassen.

• 21. SSW: Nanu – auf einmal bin ich nicht mehr ganz so müde, die Übelkeit ist nahezu verschwunden und ich schaffe es sogar, mit meiner Tochter alleine Ausflüge zu unternehmen!

• Ich traue mir sogar zu, einen Yogakurs zu machen. Tut gut, doch tue ich mir dabei nicht mehr so leicht, denn…

• …der Bauch wächst. Ins Unermessliche!

• Es ist Sommer: Unsere Dachgeschosswohnung kühlt nachts nur noch bis 26 Grad herunter. Eine Freundin hat sich ein Klimagerät gekauft. Ich hadere mit mir.

• Wie?! Fruchtwasser obere Norm? Was hat das denn zu bedeuten? Baby auch recht groß?

• Ab zum großen Zuckertest (OGTT). Ein Wert nicht optimal.

• Weiter zum Diabetologen. Jeden Tag nun mehrfach selbst pieksen und beobachten. Wieder zum Diabetologen und Werte überwachen lassen.

• Ernährungsanpassung: Ich praktiziere jetzt mehr oder weniger freiwillig die Louwen-Diät. Soll ja den Geburtsverlauf erleichtern.

• Verdammt, tut mir mein Becken plötzlich weh… Ischias? ISG? Oder Symphyse? Ab zur Kontrolle: Vier Stockwerke runter zum Auto und später wieder rauf? No way! Kann mich bitte einer tragen? Weisheit der Gynäkologin: „Sie sind halt schwanger!“

• Selbst ist die Schwangere: Ich krame im Schwangerschaftskarton aus dem Keller. Das orthopädische Bauchband aus der ersten Schwangerschaft unterstützt immerhin ein bisschen.

• Meine Figur: launisch und wetterfühlig. Und jetzt zum fünften Mal neue Umstandsmode besorgen. Hätte ich mir nur mal rechtzeitig ein zweites Paar Kompressionsstrümpfe anfertigen lassen…

• Klasse – ich passe nun nicht mehr gut hinters Steuer. Und kann kaum laufen. Baby, wann kommst du bloß?

• Sowieso hat fast jeder eine Meinung zu deinem Schwangerschaftsbauch: Sitzt er hoch oder tief, ist er kleiner oder größer als in der letzten Schwangerschaft… All das wird immer wieder zum Gesprächsfüller, was bisweilen lustig ist. Aber ab jetzt wird mein Bauch verständlicherweise immer häufiger kommentiert. Der Klassiker ist die Zwillinge-Frage. Und bestimmt freundlich gemeint war diese Meinung hier: „Der ist aber groß. Bist du sicher, dass das noch normal ist? Geh mal zum Arzt!“

• Wie fühlt es sich nochmal an, wenn es losgeht?

• Wehen-Tracker-App installieren!

• Aua – was war das? Und das da?? Sind das so früh schon Wehen? Die Entbindungsklinik: „Kommen Sie besser sofort zur Kontrolle.“

• Juchu – jetzt bin ich schon wieder um 2 Uhr nachts wach geworden – und es bis morgens geblieben. Um 5 Uhr hat sich meine ausgeschlafene Tochter erwartungsvoll hinzugesellt.

• Meine Güte, meine Haare sehen aus… Färben? Mist: verboten.

• Ab jetzt keine Ausflüge mehr, ich will schließlich in meiner Wunschklinik entbinden.

• Schatz, jetzt dauert’s nicht mehr lang. Vielleicht ist es heute Nacht so weit.

• Doch nicht. Aber ich könnte wetten, heute Nacht platzt die Blase.

• Und wieder nicht.

• Meine Kliniktasche steht schon seit SSW 30 bereit. Ich aktualisiere den Inhalt mal eben und bin gespannt, ob es vielleicht diese Nacht passiert?

• Liebster, aufwachen! Es geht los – in Schwangerschaftswoche 36+1.

• Tasche und Kind eingepackt, Oma und Opa aus dem Schlaf gerissen und ab in die Klinik.

• Zwei Stunden später: Hallo Baby!

Und damit hat ein völlig neuer, aufregender Abschnitt in meinem Leben begonnen, der die ganzen Aufs und Abs der 36-wöchigen Wartezeit schnell vergessen ließ. Nun bin ich sehr gespannt, wie du deine Schwangerschaft empfunden hast. Bist (warst) du gerne schwanger? Oder hättest du deinen Körper schnell gerne wieder für dich allein (gehabt)? Genauso interessieren mich die Meinungen von (werdenden) Vätern, die wiederum ganz andere Gedanken wälzen, ganz andere Sorgen und Freuden empfinden. Lasst mir gerne einen Kommentar da!