Kurios: Dieser Baum braucht Feuer zum Überleben

Das größte Exemplar seiner Familie ragt etwa 115 Meter in die Höhe und das dickste imponiert mit einem Stammdurchmesser von 13 Metern. Bäume dieser Familie erreichen ein unvorstellbares Gewicht von etwa 2400 Tonnen und ein Alter von über 3000 Jahren.

Viele Arten dieser Baumfamilie sind bereits ausgestorben, doch gibt es noch drei Überlebende. Bestimmt weißt du bereits, von welchen Bäumen die Rede ist: Und zwar vom Riesenmammutbaum, vom Küstenmammutbaum und vom Urweltmammutbaum.

Einen Waldbrand, bitte!

Auf die Frage, was Pflanzen am Leben hält, erwartet man als Antwort: Licht, Kohlenstoffdioxid, Wasser, Mineralien, Stickstoff in richtiger Dosierung, die passenden Bodenverhältnisse und Temperaturen. Aber ein Waldbrand mit seiner gewaltigen, desaströsen Energie – zerstört er nicht alle Lebewesen, die nicht von ihm davonlaufen können? Das trifft wohl auf die allermeisten Pflanzen zu, aber es gibt Ausnahmen, und zwar die sogenannten Pyrophyten: Der Mammutbaum, der zu dieser Gruppe zählt, hat im Laufe seiner Evolution die Fähigkeit entwickelt, dem Feuer zu trotzen oder – besser gesagt – sich den Waldbrand sogar zunutze zu machen.

Der von mir gewählte Titel wirkt auf den ersten Blick etwas reißerisch, das gebe ich zu. Aber es ist wahr, dass die Hitze des Feuers von den Mammutbäumen benötigt wird. Weshalb das so ist, ist eigentlich schnell erklärt:

Diese drei Gattungen der Unterfamilie der Mammutbäume – der Riesenmammutbaum, der Küstenmammutbaum und der Urweltmammutbaum – gehören der Familie der Zypressengewächse an. Zypressen sind Nadelbäume, die zur Fortpflanzung Zapfen mit darin enthaltenen Samen bilden. Breitet sich am Fuße des Baumes nun ein Feuer aus und steigt die dadurch entstehende Hitze empor, dann öffnen sich die Zapfen, sodass die Samen herausfallen können. Dabei darf das Feuer allerdings nicht zu heiß sein, damit die Samen nicht gleich verbrennen. Nun freut sich der Mammutbaum (sofern er überlebt hat), denn seine Samen fallen nun auf den leergefegten Boden und dank dem nun vorhandenen Platzangebot haben seine „Kinder“ eine echte Chance, zu gedeihen. Zusätzlich liefert die Asche verbrannter Gehölze Nährstoffe in Hülle und Fülle. Eigentlich ist das doch für den Mammutbaum, der sich das Feuerspektakel von oben angesehen hat, kein schlechtes Geschäft!

Eine Gefahr birgt der Waldbrand allerdings: Menschen, die diesen zu bekämpfen versuchen. Fehlen die Brände, macht sich schnellwachsendes Grün breit, zusammen mit dem sich stetig anhäufenden organischen Abfall. Wenn man bedenkt, dass nur einer von mehreren Millionen Sequoiasamen zu keimen beginnt, dann müssen die Bedingungen (z.B. ein leerer, sonnenbeschienener Boden) schon stimmen. Die Fortpflanzung des Mammutbaums ist somit in ernsthafter Gefahr. Aus diesem Grund werden nun von Menschenhand kontrollierte Brände durchgeführt.

Warum Feuer dem Mammutbaum nichts anhaben kann

Der Mammutbaum ist auf seine Masse bezogen nicht nur das größte Lebewesen auf Erden, sondern auch eins der widerstandkräftigsten. Die Tatsache, dass es ein Baum einem Feuer trotzen kann, ist doch sehr faszinierend, wenn man bedenkt, dass gerade Holz bei uns als Brennmaterial dient. Wie kann es nun sein, dass der Mammutbaum einen Waldbrand für sein Fortbestehen braucht? Und wie schafft es nun der Mammutbaum, nicht – wie all die anderen Bäume – zu verbrennen?

Seit Kurzem weiß man, weshalb die Rinde des Mammutbaums das Bauminnere wie eine Festung schützt: Mit einem dreidimensionalen Fasernetz mit kleinen luftigen Hohlräumen dazwischen, besteht die Rinde aus einer Struktur, die die einwirkenden Energien wie Hitze und Druck besonders gut verteilen kann. Die luftgefüllten Hohlräume wirken dann wie eine Isolierung gegen das Feuer. Man kann sogar einen hohlen Klang wahrnehmen, wenn man auf die Rinde klopft.

Aber auch hier lehne ich mich mit meiner Überschrift mal wieder etwas weit aus dem Fenster: Ein Feuer mag der Mammutbaum locker wegstecken. Ein tage- oder wochenlanger Waldbrand dagegen kann ihn schon vernichten. Deshalb wurde der „General Sherman“, der größte (im Sinne von „massivste“, „schwerste“) Baum der Welt, ein Riesenmammutbaum, der im Giant Forest im Sequoia National Park in Kalifornien steht, jüngst in Alufolie eingepackt, die ihn (erfolgreich) vor den Schäden vergangener Waldbrände geschützt hat.

Survival of the Fittest at its best

Der in den USA beheimatete Mammutbaum ist die Verkörperung einer grandiosen, evolutionären Entwicklung, die nun schon mindestens 160 Millionen Jahre andauert. Denn so lange existieren die berühmten Mammutbaumwälder in Kalifornien bereits. Der Mammutbaum seinerseits existiert etwa seit 70 Millionen Jahren und hat somit immerhin bereits eine Eiszeit überlebt.

Und mal abgesehen von den Waldbränden: Woran sind Mammutbäume denn nun noch angepasst („fit“)?

Also zunächst einmal an das Klima. Im Falle der Küstenmammutbäume, die in Kalifornien beheimatet sind: Mammutbäume gedeihen in einer Höhenlage von 1000 bis 2500 Metern. Im Winter ist die Gegend Kaliforniens sehr niederschlagsreich. Diese Niederschläge liefern das nötige Wasser, denn die Baumriesen benötigen etwa 2000 Liter Wasser pro Tag. Im niederschlagarmen Sommer dagegen müssen sie sich vom Nebel „ernähren“. Ihre Wurzeln und Nadeln sind zur Aufnahme von Flüssigkeit in der Lage, wobei über die Baumkrone sogar die Hälfte des Wasserbedarfs aufgenommen werden kann.

Nicht umsonst wird der Mammutbaum auch Redwood (zu deutsch „Rotholz“) genannt: Die Rotfärbung des Holzes und der Rinde ist Tanninen zu verdanken, jenen Stoffen, die zum Beispiel einen Wein herb machen. Dank diesen Tanninen kann sich der Mammutbaum vor Krankheiten schützen und Insekten von sich fernhalten.

Sogar Steinschlag kann dem Mammutbaum in der Regel keine bleibenden Schäden hinterlassen. Seine Rinde lässt sich vom Stein gewissermaßen eindrücken und nimmt nach dem Stoß den ursprünglichen Zustand wieder ein, indem sie sich wieder ausdehnt.

Eine Schwäche besitzt der Mammutbaum allerdings doch: Seine Wurzeln breiten sich zwar flächig bis zu 45 Meter weit aus, aber in die Tiefe ragen sie nur bis zu 2 Metern. Wird nun der Mammutbaum von zu viel Gewicht durch Schnee belastet und muss zusätzlich starkem Wind standhalten, ist die Gefahr des Umstürzens gegeben.

Wenn du den Mammutbaum genauso faszinierend findest wie ich, hinterlasse mir gerne einen Kommentar!

One Comment

  1. Veronika van Tetterode 30/07/2023 at 13:49 - Reply

    Guten Tag, Carina,

    von Ihrem Artikel über Mammutbäume bin ich begeistert, bin ich doch selbst absolute „Verehrerin“ von Bäumen, überhaupt der Natur.
    Sie haben alles Wichtige und Bemerkenswerte über die Mammutbäume sehr klar dargestellt. Aus Ihren Zeilen spricht genaue Kenntnis, aber auch Sympathie, ohne pathetisch zu werden.
    Ich werde nun eine Quizfrage zu den Mammutbäumen für meine Gedächtnistrainingsgruppe formulieren.

    Herzlichen Dank für Ihren wunderbaren Beitrag!

Leave A Comment